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Der Nachtschreck bei Kindern – harmlos, aber kein Albtraum

Als der Nachtschreck bei meinem Sohn zum ersten Mal auftrat, war es furchtbar. Das Kind saß schreiend im Bett, schien furchtbare Angst zu haben und war überhaupt nicht ansprechbar. Er ließ sich einfach nicht beruhigen und auch nicht aufwecken. Genauso plötzlich wie er hochschreckte, beruhigte er sich nach mir ewig lang erscheindenen Minuten wieder und rollte sich zusammen und schlief weiter. Doch in der Nacht drauf dasselbe: Plötzlich schrie er auf, ließ sich wieder nicht beruhigen. Hatte er einen Albtraum? Mit gerade mal zwei Jahren? Aber wieso wachte er nicht auf? Nein, er hatte keinen Albtraum, auch wenn es für uns einer war. Es war der Nachtschreck, der Pavor Nocturnus, der zu Besuch kam. Harmlos, aber deshalb nicht weniger erschreckend für uns Eltern.

Was passiert beim Nachtschreck mit meinem Kind?

Was ist dieser Nachtschreck eigentlich? Ich habe dazu viel gelesen und einen Schlafmediziner  befragt. Und was ich gelernt habe, möchte ich Euch weitergeben: Der Nachtschreck tritt in der ersten Nachthälfte am Ende der Tiefschlafphase auf, meist eineinhalb bis zwei Stunden nach dem Zubettgehen. Albträume hingegen kommen erst in der zweiten Nachthälfte, der Traumphase, vor. Bei einem Albtraum wird das Kind (und wir Erwachsenen ganz genauso) meistens wach – beim Pavor Nocturnus schläft es hingegen tief und fest. Denn es „hängt“ sozusagen zwischen zwei Schlafphasen.

Alle Menschen durchlaufen mehrere Schlafphasen, zwischen denen wir kurz aufwachen und wieder einschlafen. Wenn jedoch das Aufwachen nicht richtig funktioniert, der Körper schon wach ist, das Gehirn jedoch noch nicht, tritt der Nachtschreck auf. Dabei passiert im Gehirn übrigens dasselbe wie beim Schlafwandeln, deshalb kann man den Nachtschreck auch als „Schlafwandeln des jungen Kindes“ bezeichnen. Und das ist der Grund, weshalb sich das Kind am nächsten Morgen an nichts erinnert – ganz im Gegensatz zum Albtraum, an den wir uns meistens noch erinnern, zumindest teilweise.

Der Nachtschreck tritt gar nicht mal so selten auf: Zehn bis zwanzig Prozent aller Kinder erhalten mindestens einmal „Besuch“ vom Nachtschreck, einige Experten gehen davon aus, dass das Phänomen sogar bei mehr als der Hälfte auftritt. Manchmal nur einmal, oft aber wiederholt. Genaue Statistiken gibt zum Pavor Nocturnus nicht, denn nicht jeder rennt deshalb zum Kinderarzt. Muss man übrigens auch nicht.

Gründe für den Nachtschreck

Wieso der Nachtschreck bei einigen Kindern auftaucht und bei anderen nicht, ist nicht restlos geklärt. Es gibt aber mehrere Erklärungen: Der Nachtschreck tritt bei Schlafmangel auf, etwa wenn das Kind den Mittagsschlaf ausfallen lassen hat, sehr viel erlebt und zu verarbeiten hat – der Erholungsdruck des Körpers also sehr groß ist, dass das Kind nicht erwacht, obwohl das Schlafprogramm im Gehirn eigentlich das Aufwachen zwischen den Schlafphasen vorsieht. Tritt der Pavor nocturnus öfter auf, schläft das Kind also zu wenig oder braucht tagsüber mehr Erholungspausen. Besonders im Alter zwischen eineinhalb und vier Jahren taucht der Nachtschreck auf, die Zeit, in der Kinder große Entwicklungsschritte machen, viele Gehirnzellen verknüpft werden. Ein Alter, in dem die Kinder viele Pausen brauchen, um das Gelernte und Erlebte zu verarbeiten. Aber auch Babys und sogar noch Schulkinder können vom Nachtschreck betroffen sein.

Das hilft beim Nachtschreck

Als unser Großer zum ersten Mal im Bett saß und so furchtbar schrie und ich vom Nachtschreck noch nie vorher gehört hatte, war ich kurz davor in Panik zu geraten! Tat ihm was weh? Hatte er sich gestoßen? War er plötzlich krank? Wieso ließ er sich nicht aufwecken?! Doch ein Glück verschwand der Nachtschreck schnell wieder. Aber so ein Nachtschreck kann übrigens auch schon mal bis zu einer halben Stunde dauern! Bei uns waren es ein Glück immer nur ein paar Minuten. Was wir Eltern tun können? Erst einmal: Ruhe bewahren! Auch wenn er furchteinflößend aussieht, gefährlich ist der Nachtschreck nicht. Viel machen können Eltern nicht, auch wenn es schwer fällt beim Anblick des schreienden Kindes ruhig zu bleiben. Einige Kinder schlagen sogar wild um sich, wenn man versucht, sie in den Arm zu nehmen, die Augen manchmal weit aufgerissen – unser Sohn hat ein Glück einfach nur geschrien, aber auch das war furchtbar genug. Ist das Kind generell leicht aufweckbar, kann man versuchen es aufzuwecken. Gelingt dies nicht, ist es am besten, lediglich darauf zu achten, dass das Kind sich nicht verletzen kann. Und abwarten bis der Nachtschreck wieder weg geht. Das haben alle Kinderärzte und Schlafmediziner gesagt, die ich dazu befragt habe.

Ist der Spuk vorbei, ist meistens in dieser Nacht auch Ruhe, denn der Nachtschreck tritt nur einmal in der Nacht auf. Sorge machen müsst Ihr Euch nicht um Euer Kind. Der Nachtschreck ist durchaus normal bei kleinen Kindern. Erst wenn der Nachtschreck mehrere Tage am Stück vorkommt und sich auch durch ein reduziertes und strukturiertes Tagesprogramm, Routine, ausreichend Mittagsschlaf und Pausen langfristig, also über einen Zeitraum von mehreren Wochen, nicht ändern lässt, sollte der Kinderarzt um Rat gefragt werden. Bei uns trat der Nachtschreck nach einigen Tagen nicht mehr auf. Kam dann aber ein halbes Jahr später noch mal wieder. Aber da wussten wir ja schon, was los ist. Und das Abwarten und Ruhe bewahren fiel gleich leichter.

War der Nachtschreck auch bei Euch schon zu Besuch? Wie habt  Ihr reagiert?

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