Witze über Väter, die ihre Kinder merkwürdig anziehen, finde ich doof. Und nicht nur das.

„Wenn die Mutter das Kind anzieht. Wenn der Vater das Kind anzieht.“

„So geht der Papa ins Bett. Und so geht die Mama ins Bett.“

„So warten Mamas, dass ihr Kaffee durchläuft. So warten Papas auf ihren Kaffee.“

„Wenn Mama einkauft. Wenn Papa einkauft.“

„Mit Mama auf den Spielplatz. Mit Papa auf den Spielplatz.“

Kennt ihr diese Sprüche, die in den sozialen Medien herumgehen? Mit lustig gemeinten Bildchen oder Videos? Ja. Lustig gemeint. Auf den ersten Blick muss auch ich jedes Mal schmunzeln. Aber nur kurz. Denn so richtig lachen kann ich über diese Witzchen nicht. Und nein, es ist auch nicht zum Lachen, dass es diese Witze überhaupt gibt. Sie überhöhen die Mutter und werten den Vater ab – und sie unterstützen blöde Klischees über verstaubte Rollenmodelle, die wir im Jahr 2021 eigentlich endlich mal überwinden sollten. Ich soll mich nicht so anstellen, ich alte Spaßbremse? Das ist doch alles nur lustig gemeint und man kann doch einfach mal lachen und muss nicht immer alles so bierernst sehen? Habe ich mir auch mal eingeredet. Aber ich bin davon abgekommen. Denn die Themen Vereinbarkeit und Gleichberechtigung sind einfach zu ernst, zu dringend, zu wichtig. Und derartige Witze stehen uns dabei leider im Weg.

Und das sage ausgerechnet ich, die immer verkündet, mit Humor ginge alles leichter? Ja. Mit Humor geht alles leichter. Ich bin der festen Überzeugung, dass es uns das Leben erleichtert, wenn wir alles nicht immer so ernst nehmen und vor allem auch uns selbst nicht so ernst nehmen und auch mal herzhaft über uns selbst lachen können. Humor ist etwas Verbindendes, kann Mauern einreißen und auch Kritik ihre Schärfe nehmen. Humor hilft, aufeinander zuzugehen.

Aber: Wenn Humor den Zweck erfüllt, sich selbst zu erhöhen und über andere lustig zu machen, dann ist das nicht meine Art von Humor. Denn dann wird Humor verletzend. Dann wird Humor abgrenzend. Dann wird Humor spaltend.

Und eben das passiert bei diesen Gegenüberstellungen: Die Mutter zieht das Kind adrett und passend zum Wetter an, beim Vater ist der Pulli schonmal falsch herum und Rosa wird mit Rot kombiniert. Die Mutter putzt die halbe Küche, während ihr Kaffee am Vollautomaten in 30 Sekunden durchläuft, der Vater steht derweil da und popelt in der Nase. Die Mutter nimmt eine halbe Reisetasche mit auf den Spielplatz, fünf Set Wechselwäsche inklusive, der Papa geht einfach so (!) aus dem Haus. Klischeealarm! Klischee hoch 6!

Natürlich sind das Übertreibungen. Es ist lustig gemeint. Man wird ja wohl noch mal lachen dürfen. Und so.

Aber: Es sind Stereotype. Meinetwegen ist es im wirklichen Leben „tatsächlich oft so“. Solche Klischees haben ja auch immer einen wahren Kern. Daran zweifle ich gar nicht. Aber Witze dieser Art helfen nicht, diese Klischees und veralteten Rollenmodelle zu überwinden. Sie sorgen eher dafür, dass die Gräben tiefer werden. Dass die Väter sich nichts mehr zutrauen, weil „ich mache es eh nicht gut genug“, dass die Mütter ihren Partnern nichts mehr zutrauen und die Dinge lieber selbst machen.

Ich bin der Meinung, auch über Humor sollte nachgedacht werden. Alte Rollenmodelle bedienen ist wenig hilfreich, um mehr Gleichberechtigung zu erlangen, um mehr Vereinbarkeit zu ermöglichen und um die Männer mit ins Boot zu holen, wenn es um eine gleichberechtigte Elternschaft geht. Mit derartigen Witzen kommen wir nicht weiter, er lässt uns auf der Stelle treten oder noch schlimmer: Wirft uns zurück.

Wie seht ihr das?

Mein neues Buch ist da! „Das Kind wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“.

Kennt Ihr auch  meine anderen Bücher?

 „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“
  Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter 

Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“

Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel

Kennt Ihr eigentlich schon mein Kochbuch? „Das Familienkochbuch für nicht perfekte Mütter“ – dort findet Ihr mehr als 80 Rezepte – unkompliziert nachzukochen und zu backen!

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