Schritt für Schritt. Nur auf den nächsten Meter schauen. Nicht auf die ganze Straße.

Tagsüber lassen sich die Gedanken beiseite schieben. Im Dreikampf Home Office – Homeschooling – Kindergartenkinder bei Laune halten (plus die inoffizielle Disziplin Haushalt) bleibt kein Platz für Gedanken. Keine Zeit für Sorgen. Das Gehirn hat schlicht nicht die Kapazität, sich auch noch damit zu beschäftigen, wie lange es noch so weitergeht. Und was als nächstes kommt. Und ob es nicht wieder einen Schritt zurück. Vielleicht ist es auch ganz gut so, dass wir tagsüber so beschäftigt sind, dass kein Platz für Sorgen bleibt. Aber nachts, wenn alles schläft, wenn die Geräusche verstummen, kein Kind „Mama“ ruft und die Wäscheberge im Dunkel des Schlafzimmers verschwinden… dann kommen sie die Gedanken. Die Sorgen. Die offenen Fragen. Die Frage, die immer wieder kommt, die sich immer wieder in den Vordergrund drängt, egal wie oft ich sie in die hinterste Gehirnwindung verbanne, diese Frage ist: Wie lange geht es so weiter? Und eben das ist die Frage, die einem keiner beantworten kann. Und eben diese zeitliche Ungewissheit, diese fehlende Perspektive, die ist es, die einen verrückt machen kann. Die zermürbt. Kein Experte weiß eine Antwort, kein Politiker. Weil es eben keine Antwort gibt. Und die Schätzungen der Experten machen nicht gerade Mut: Monatelang kann es so weitergehen. Bis es einen Impfstoff gibt (im Frühjahr 2021?!) wird es nicht die Normalität geben, die wir kennen. Das kann einen wahnsinnig machen. Weil es wahnsinnig ist. Was mir hilft? Immer nur an den nächsten Schritt zu denken. Nicht an die ganze lange Straße, die vor einem liegt.

Kennt Ihr Beppo, den Straßenkehrer aus dem grandiosen Buch „Momo„? (Michael Endes Bücher sind alle klasse, auch dicker Lesetipp für Eure Kinder… und für Euch, Momo passt jetzt auch sehr gut in den Kontext!) Er ist eine meiner Lieblingsfiguren aus dem Buch. Und was er sagt, das passt in diese Zeit, in der die Straße, die vor einem liegt lang ist. So lang und kurvig, dass wir das Ende nicht sehen können. Wenn man darüber nachdenkt, könnte man entmutigt aufhören. Deshalb sollten wir den Blick immer nur auf den nächsten Schritt, den nächsten Meter richten. Beppo formuliert es in „Momo“ so:

„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. (…) Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?

Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. (…) Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“ (Zitat aus „Momo“ von Michael Ende)

Und genau das ist es, was mir in diesen Tagen hilft. Von Etappe zu Etappe zu denken. Nicht an den Weg, der vor uns liegt. Von Tag zu Tag. Es bringt mich nicht weiter, zu jammern über etwas, von dem ich nicht weiß, ob und wann es eintrifft. Es hilft mir nicht, wenn ich mir Gedanken über etwas mache, dass in der Zukunft liegt, was ich auch nicht beeinflussen kann. Denn es macht mich im Zweifelsfall einfach nur verrückt.

Ich hatte ja auch schon mal darüber geschrieben, dass sich viele Probleme von alleine lösen, wenn man nur lange genug wartet. Vielleicht ist es in diesem Fall ja auch so. Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall entzieht es sich unserer Kontrolle. Das könnte uns jetzt wahnsinnig machen, denn der Mensch strebt danach, Dinge unter seiner Kontrolle zu haben. Schafft er es nicht, setzt es den Körper unter Stress.

Was mir hilft? Die Dinge zu akzeptieren, die ich eh nicht beeinflussen kann. Und es wie Beppo zu machen. Immer nur den nächsten Meter zu betrachten, den ich fegen muss. Mich darauf zu fokussieren. Es hilft alles nichts, ich muss diese Situation jetzt so akzeptieren, wie sie ist. Und mich auf das konzentrieren, was ich beeinflussen kann. Nicht auf das konzentrieren, was nicht geht – sondern auf das, was noch geht. Und dann stelle ich fest: Es geht noch ganz viel! Nur manches geht halt anders als früher. Aber es geht noch was. Der nächste Meter. Der nächste Schritt. Der geht immer.

Mehr Tipps zum Thema Selfcare findet Ihr auch in meinem Buch

 

Kennt Ihr auch  meine anderen Bücher?

Zum Beispiel mein Kochbuch? „Das Familienkochbuch für nicht perfekte Mütter“ .

 „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“

 

Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“

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Ein Kommentar zu “Schritt für Schritt. Nur auf den nächsten Meter schauen. Nicht auf die ganze Straße.

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