Kopf aus dem Sand: Macht Euch nicht schlechter, als Ihr seid!

Selbstkritik ist ja an für sich keine schlechte Sache. Sie schützt vor übertriebenem Stolz, Eingebildetsein und Narzissmus. Manchen Leuten würde etwas mehr Selbstkritik gut zu Gesichte stehen. Denn es ist immer gut, das eigene Denken und Handeln zu hinterfragen und auch mal zu korrigieren. Fehler sind dazu da, aus ihnen zu lernen. So weit, so gut. Das Problem ist nur, wie bei fast allem im Leben: Wenn man sich selbst und alles, was man tut, nur durch die selbstkritische Brille sieht, dann verliert man das Vertrauen in sich selbst. In die eigenen Fähigkeiten. Wenn man alles kritisch hinterfragt, was man macht und sich selbst zu viel mit anderen vergleicht (und in diesem Vergleich meint, immer schlechter abzuschneiden), dann kommt man kaum noch zu etwas anderes, als den Kopf in den Sand zu stecken. Und glaubt mir, man verpasst das Beste, wenn der Kopf  im Sand steckt! Deshalb: Macht Euch nicht schlechter als Ihr seid! Zieht den Kopf aus dem Sand!

Ist das so richtig, wie ich es tue? Bin ich eine gute Mutter? Bin ich eine gute Hausfrau? Arbeite ich genug, lege ich genug für die Rente beiseite? Bin ich eine gute Ehefrau? Muss ich mich mehr um die Kinder kümmern? Um den Partner? Oder gar um meinen Chef? Bin ich eine gute Tochter? Eine gute Freundin? Und kümmere ich mich eigentlich genug um mich selbst? Selbstzweifel sind fies. Denn ein Selbstzweifel bleibt selten allein. Kaum ploppt er auf, gesellt sich noch einer hinzu. Und noch einer und ehe man sich versieht, tanzt ein ganzes Orchester an Selbstzweifeln Tango im Gehirn. Und hinterlassen dieses schale Gefühl von „sie hat sich stets bemüht“. Bemüht, aber es hat halt nicht gereicht. Bemüht, eine perfekte Mutter zu sein. Bemüht, eine gute Hausfrau zu sein. Bemüht, Karriere zu machen. Bemüht, Rentenpunkte zu sammeln. Bemüht, für die Freundin und den Partner da zu sein. Und nebenher auch noch Kuchen fürs Schulfest zu backen.

Und am Ende geben wir uns selbst eine 4. An guten Tagen eine 4+. Wieso eigentlich?

Weil wir so viel mal wieder nicht geschafft haben?

Weil wir das Gefühl haben, im Hamsterrad auf der Stelle zu treten?

Weil wir unsere vielen Ziele nur zur Hälfte erreicht haben?

Weil andere besser waren als wir?

Aber was ist denn eigentlich dieses „besser“? Haben wir unsere Ziele vielleicht zu hoch gesteckt? Wieso springen wir nicht aus dem Hamsterrad raus? Und wieso besinnen wir uns nicht auf das, was wir geschafft haben?

Denn wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was wir nicht schaffen, verlieren wir das, was wir geschafft haben, völlig aus den Augen. Und das ist mehr, als wir denken!

Selbstreflektion ist gut. Selbstkritik muss nicht sein. Wir haben nicht versagt oder etwas falsch gemacht. Nur eben anders. Vielleicht nicht so gut und aus Fehlern lernt man. Aber das Wörtchen versagen streichen wir mal schnell aus unserem Wortschatz.

Genauso wie das Wörtchen „irgendwie“, mit dem wir uns und unser Handeln gerne relativieren, uns kleiner machen als wir sind. Frauen sind gut darin. Irgendwie. Oder so. Wieso spielen wir Dinge, die uns gelungen sind, so reflexhaft hinunter? Anstatt uns einfach mal selbst auf die Schulter zu klopfen? Wieso erwidern wir auf Komplimente ein „ja, aber“ und anstatt einfach „danke“ zu sagen, erwidern wir ein „das hätte aber noch besser sein können.“

„Das Kleid steht dir aber super.“ Nein, jetzt bitte kein „es kaschiert den Bauch so gut“ sondern einfach „danke, ich mag es auch!“

„Der Kuchen schmeckt superlecker.“ Statt „er war ein paar Minuten zu lange drin“ bitte sagen „er ist auch unser Lieblingskuchen.“

„Der Vortrag war echt super.“ Auf keinen Fall selbstkritisch sagen „ich war so furchtbar aufgeregt, hat man das nicht gemerkt“ sondern „danke, das freut mich!“

Es ist keinesfalls eingebildet, sich über ein Kompliment zu freuen und sich zu bedanken. Und es ist auch keinesfalls eingebildet, hervorzuheben, was man kann, was einem gut geglückt ist. Egal ob im Beruf, im Haushalt, mit den Kindern oder beim Verkaufen auf dem Kinderflohmarkt.

Es ist ganz einfach so: So groß wie wir uns machen, so groß werden wir auch wahrgenommen.

Kennt Ihr schon meine Bücher?

 „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“

Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“

Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel

Willkommen bei der ganznormalenMama! Wollt Ihr familienfreundliche Reisetipps? Oder kinderleichte Rezepte? Oder Lustiges, Nachdenkliches aus dem Mamaalltag? Dann stöbert im Archiv und folgt mir auf Facebook, bei Instagram oder Pinterest– ich freue mich auf Euch!

4 Kommentare zu “Kopf aus dem Sand: Macht Euch nicht schlechter, als Ihr seid!

  1. Hallo Nathalie,

    ich bin auch immer wieder damit konfrontiert, dass ich einfach keine Komplimente annehmen kann. Meinen Mann stresst das unheimlich, denn jedes Mal, wenn mir ein Kompliment machen will (was er gerne tut) endet das Gespräch in einer Diskussion. Mir tut das auch sehr Leid und ich denke, ich muss einfach lernen, damit umzugehen.
    Dein Text ist wunderschön und ich habe mich direkt wiedererkannt. Es ermutigt mich, in Zukunft öfter zu versuchen, einfach mal Danke zu sagen.

    Vielen lieben Dank dafür und liebste Grüße,

  2. Hallöchen!
    Du sprichst mir aus der Seele – vor allem der Teil mit den Dingen, die wir nicht schaffen – und darüber ganz vergessen, was wir alles leisten. Hatte da neulich auch ein Aha-Erlebnis, das ich demnächst mal in einem Beitrag analysieren muss.
    Wie dem auch sei: Wir (normalen) Mütter sind klasse! Vielen Dank für die Erinnerung!!!
    Viele Grüße
    Sandra

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