Einfach mal nichts tun müssen: Vom Zauber der Zeit zwischen den Jahren

Schon allein dieser Ausdruck „die Zeit zwischen den Jahren“! Denn natürlich gibt es das faktisch nicht. Es gibt keine  Zeit zwischen den Jahren. Nach 23:59 Uhr am 31.12.2019 kommt 24:00 Uhr am 1.1.2020. Da passt keine Sekunde zwischen die zwei Jahre. Klar, das ist mir bewusst und erschließt sich auch logisch. Aber: Es gibt sie doch, natürlich, die Zeit zwischen den Jahren, die es so rein wissenschaftlich betrachtet, eigentlich gar nicht gibt. Der Ausdruck „zwischen den Jahren“ beschreibt ihn perfekt, diesen Schwebezustand, dieses Sich-Außerhalb-der-Zeit-Befinden, dieses Nichts-Tun-Müssen-sondern-sich-einfach-treiben-lassen.

Seit ich Kinder habe, mag ich diese Tage zwischen Weihnachten und Silvester noch viel mehr. Denn so kann ich dieses Treiben-Lassen noch mehr genießen. Es ist ein allgemeines Runterkommen am Ende des Jahres, einen Gang runterschalten, die Zeit als Familie genießen, lange schlafen, in den Tag hineintrödeln, das besonders an den dunkelsten Tagen des Jahres so gut tut, an denen die Sonne manchmal so gar nicht aufzugehen scheint. Ich liebe es, wenn die Kinder den ganzen Tag beschäftigt sind, ihre Weihnachtsgeschenke auszuprobieren, wir die neuen Gesellschaftsspiele gemeinsam spielen und dann zusammen mit lauter Süßkram, für den in dieser Zeit auch alle Regeln über Bord geworfen werden, uns einen Film anschauen. Am helllichten Tag, länger als 30 Minuten! Und dann vielleicht gleich danach, wenn Popcorn und Schokoladenvorrat aufgefüllt sind, noch den nächsten Film. Zwischen den Jahren geht das, darf das sein. Und wenn das Wetter sich norddeutsch weihnachtlich mit Dauerregen und 7 Grad zeigt, dann dürfen auch ruhig alle den ganzen Tag im Schlafanzug rumlaufen und die sonstige Alltagsregel „einmal am Tag eine Stunde an die frische Luft“ wird ebenfalls über Bord geworfen.

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Alles geht langsamer in diese Zeit zwischen den Jahren. Die Kinder dürfen so lange aufbleiben, wie sie wollen, die Eltern dafür so lange schlafen, wie sie wollen. Es gibt jeden Tag Schokocreme zum Frühstück statt wie sonst nur am Sonntag. Es wird gebacken, so viel Kaffee und Kinderpunsch getrunken, wie wir lustig sind. Es gibt keine Termine, wird nur das gemacht, worauf wir Lust haben. Und durch die Weihnachtsfeiertage kann man ja nicht mal einkaufen gehen! Die Welt steht ein bisschen still zwischen den Jahren, diese Ruhe mag ich sehr. Es ruft keiner an, es kommen keine Emails, es passiert auch sonst nicht viel. In der Zeitung liest man vorbereitete Geschichten statt ständig neuer Nachrichten.

Auch Blogtexte schreibe ich keine, dieser hier wurde vorbereitet. Es sei denn, ich habe Lust drauf. Aber vor allem habe ich Lust darauf, die Zeit mit meinen Kindern zu vertrödeln. Denn vertrödelte Zeit gibt es gar nicht. Vertrödelte Zeit ist eigentlich die beste Zeit. Wenn man einfach nur da ist, die Zeit genießt und  nichts muss. Der Haushalt, das Ausmisten, der Frühjahrsputz – das liegt alles noch in weiter Ferne. Das erledige ich dann, wenn ich genug davon habe, nichts zu tun. Denn ich weiß, irgendwann haben sich die Akkus aufgeladen und irgendwann dreht sich auch die Welt draußen wieder. Und dann kommt er irgendwann von alleine, der Punkt, an dem in mir der Tatendrang wieder erwacht, ich mir die Ärmel hochkrempel, neue Ideen habe, im Haus und bei der Arbeit und auch die Kinder wieder raus wollen, Freunde treffen, Dinge erleben wollen. Aber das hat Zeit…zumindest bis die Schulferien wieder vorbei sind. Solange dreht sich unsere Welt ein wenig langsamer.

Übrigens, ein wenig Small-Talk-Wissen für Euch: Den Ausdruck „zwischen den Jahren“ gibt es schon seit dem 14. Jahrhundert für die Zeit  zwischen Weihnachten und Neujahr! Die Redewendung ist tatsächlich entstanden, weil sich das Datum des Jahreswechsels einige Male verschoben hatte. Im alten römischen Kalender war der Jahresanfang der 1. März, ab dem Jahr 153 der 1. Januar. Für die Christen war es der Tag der Taufe Jesu am 6. Januar, aber ab dem vierten Jahrhundert verlegte man den Jahreswechsel auf die Geburt Jesu am 25. Dezember. Das wurde noch ein paar Mal hin- und her getauscht. Seit 1691 gilt in der christlichen Welt der 1. Januar als Neujahrstag. Man war also viele Jahre irgendwie zwischen den Jahren und es gab sogar in unterschiedlichen Gemeinden und Städten unterschiedliche Daten für die Jahreswechsel – und so kam der Begriff zustande. Dass man in dieser Zeit zwischen Weihnachten und Silvester alles ein wenig ruhiger angehen lässt, ist auch schon seit vielen Jahrhunderten Brauch. Wäschenwaschen, Nähen, Fegen oder Dinge wie Stallausmisten wurden nicht gemacht, aus dem Aberglauben heraus, damit Unglück heraufzubeschwören.

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