Weniger Zucker – tatsächlich eine Frage der Gewohnheit

Ich brauchte eigentlich immer einmal am Tag etwas Süßes. Nachmittags zum Kaffee habe ich mir immer etwas gegönnt. Ein Stück Kuchen. Etwas Schokolade. Als ich schwanger war auch gerne eine Packung Toffifee (Schwangerschaftsgelüste Nummer 1). Mir fiel die Vorstellung schwer, ganz auf Zucker zu verzichten. Aber: Es geht einfacher als ich dachte! Und zwar ohne Zucker zu ersetzen. Einfach durch weglassen. Und dadurch, aufmerksamer die Zutatenlisten im Supermarkt zu lesen. Denn, wenn man ein bisschen darauf achtet, fällt einem erst so richtig auf, wie viel Mist in unserer Nahrung steckt.

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Die WHO empfiehlt nicht mehr als 25 Gramm Zucker am Tag, also ungefähr sechs Teelöffel. Früher habe ich mir wenig Gedanken gemacht, gedacht, ich kann das mit meinem Gemüsekonsum kompensieren, aber als mein Mann an Krebs erkrankte, haben wir unsere Ernährung ziemlich umgestellt. Das fiel uns leichter als ich dachte – und wir stellten beide fest: Es fehlt uns eigentlich nichts. Was ich wiederum vorher nicht gedacht hätte. Ich war immer so Typ „die Menge macht’s“. Ich wollte mich nicht selbstkasteien – und benutzte das auch gerne als Ausrede, mich nicht einzuschränken. Wenn wir nachmittags Kuchen aßen, nahm ich auch gerne mal zwei große Stück. Und noch Sahne. Und aß den Rest meiner Kinder auch noch auf. Heute gibt es immer noch Kuchen – aber nur noch am Wochenende. Und kleinere Stückchen. Oder selbstgemacht mit weniger Zucker als im Rezept angegeben oder Agavendicksaft.

Wie ich den Zuckerkonsum einschränkte? Erst einmal machte ich eine Bestandsaufnahme. Und konnte mir sogar ein bisschen stolz auf die Schulter klopfen, denn bei vielen Dingen achtete ich schon auf den Zuckerkonsum.

Joghurt habe ich schon seit langem immer nur als Naturjoghurt gegessen. Einfach pur mit Müsli und Kernen und Obst. Wenn man das länger macht und dann mal einen aromatisierten aus dem Kühlregal ist, fällt einem erst auf, wie süß die sind. Ich kann nur jedem empfehlen, der weniger Zucker essen möchte: Fangt mit dem Joghurt an! Das lässt sich leicht umsetzen und wenn  Ihr frische Beeren oder anderes Obst hineingebt, dann fehlt Euch nichts. Schaut mal auf die Packungsangaben – in vielen Sorten ist so unglaublich viel Zucker, da fällt man fast vom Glauben ab!

Meinen Kaffee und Tee trinke ich seit eh und je ohne Zucker. Auch das ist eine Frage der Gewöhnung. Schokolade mochte ich noch nie in der Vollmilchvariante und habe schon immer lieber zur dunklen Sorte gegriffen. Limonade, Eistee und Cola war mir auch immer schon zu süß und es gab sie eigentlich nie bei uns. Weder zuhause noch im Restaurant. Da musste ich mich also nicht umstellen.

Die drei Punkte hatte ich also schon mal abgehakt auf meiner imaginären Liste. Aber es gibt ja noch viel mehr Zucker in unserem Alltag… zum Beispiel der Fruchtzucker in der Apfelschorle. Die ich  bisher immer gerne beim Essengehen trank. Und zuhause gab es abends für die Kinder und mich auch immer ein Glas Apfelschorle. Leckerer als normales Wasser, fand ich, fanden meine Kinder. Aber: Elf Würfel Zucker sind im Schnitt in einem Glas Apfelschorle, je nachdem, wie sehr man sie verdünnt. Ich gebe zu: Der Schritt, auf die Apfelschorle zu verzichten, fiel mir echt schwer. Und das Genöle der Kinder, wenn es im Restaurant keine Apfelschorle geben sollte, war auch nicht immer auszuhalten. Mittlerweile haben wir uns dran gewöhnt. Da es zuhause nur Leitungswasser gibt, ist so ein Sprudel-Mineralwasser mit einer Zitronenscheibe für die Kinder nun auch ein echtes Erlebnis. Und zuhause ist einfach kein Apfelsaft mehr im Haus. Und was nicht da ist, kann auch nicht getrunken werden.

Bisher hatte ich auch unsere Salatdressings immer gezuckert, um den Essig etwas abzumildern. Den Zucker habe ich nun durch einen kleinen Schuss Agavendicksaft ersetzt und benutze gerne auch Kräuter oder auch Senf. Da ich morgens gerne süß frühstücke, wollte ich nicht auf Marmelade verzichten. Erst stieg ich um auf selbstgemachte Marmelade, wo ich den Zuckergehalt etwas reduzierte. Dann fand ich im Biosupermarkt Marmelade mit Agavendicksaft. Ich wollte Zucker ja nicht einfach ersetzen, sondern ganz vermeiden, aber bei allen guten Vorsätzen: Auf mein Marmeladenbrot will ich nicht verzichten.

Nächstes Dilemma: meine Backliebe. Ich liebe gute Kuchen. Und ich liebe es zu backen. Ich liebe es, nachmittags bei einem Kaffee ein Stück Kuchen zu essen. Seit einer halben Ewigkeit bin ich schon auf Rohrohrzucker umgestiegen, aber das ist natürlich nicht wirklich eine Alternative. Agavendicksaft passt auch nicht immer und Honig auch nicht. Also habe ich meinen Kuchenkonsum aufs Wochenende beschränkt. Und Stück für Stück beim Backen den Zuckergehalt reduziert, so dass meine Kinder es (hoffentlich) nicht merkten. Waffeln und Pfannkuchen gab es bei uns eh schon immer zuckerfrei (ein zuckerfreies Waffelrezept gibt es übrigens hier). Bald merkte ich: Bei vielen Rezepten kann man ohne Probleme die Hälfte des angegebenen Zuckers nehmen. Und sogar noch weniger. Mittlerweile sind mir die Kuchen und süßen Stückchen beim Bäcker viel zu süß, so sehr hat sich mein Geschmack umgewöhnt.

Und das ist die gute Nachricht: Man gewöhnt sich schneller ans zuckerfreie Essen, als ich dachte. Das dauerte nicht mal zwei Wochen! Wenn man eine Zeitlang ohne Zucker isst oder sehr zuckerreduziert, dann schmeckt vieles auf einmal viel zu süß: Der fertige Pudding. Der aromatisierte Joghurt. Der Berliner vom Bäcker. Die herkömmliche Marmelade. Die Limonade. Die Apfelschorle. Wenn man sich mal anschaut, wie viel Zucker in fertigen Produkten im Supermarkt drin ist, dann fragt man sich schon: Muss das sein? Werden wir Verbraucher da nicht an der Nase herumgeführt? Zucker ist billig. Und wenn weniger Zucker im Essen und Trinken ist, dann fallen die anderen Zutaten mehr ins Gewicht, müssen ausgesuchter sein. Sagen wir mal so: Es ist leicht, eine Limonade mit viel Zucker so zu mixen, dass sie möglichst vielen schmeckt.

Ich frage mich schon, wieso sich die Lebensmittelindustrie so schwer tut, den Zuckergehalt zu reduzieren. Wieso muss Ketchup voll mit Zucker sein? Wieso muss einer Müslimischung Zucker beigemischt sein? Wieso muss Krautsalat mehrere Würfel Zucker enthalten? Und wieso hat die Fanta in Großbritannien halb so viel Zucker wie in Deutschland? (4,6 Gramm pro 100 Milliliter in Großbritannien, neun Gramm in Deutschland)

Falls Ihr auch überlegt, weniger Zucker zu essen, kann ich Euch nur dazu ermutigen. Ihr werdet sehen: Man gewöhnt sich so schnell um! Ich war wirklich überrascht, wie leicht es mir fiel. Und zwar nicht nur durch Zucker ersetzen, sondern vor allem dadurch, ihn ganz wegzulassen oder deutlich zu reduzieren. Probiert es doch mal aus – die Fastenzeit ist doch ein guter Zeitpunkt dafür.

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3 Kommentare zu “Weniger Zucker – tatsächlich eine Frage der Gewohnheit

  1. Toller Blog Post. Es stimmt, Zucker ist nur eine Gewohnheit. Leider ist es sehr schwer diesem Übel aus dem Weg zu gehen. In so vielen Lebensmitteln steckt Zucker – wo es teilweise absolut nicht nötig wäre.

    Weiter so….

  2. Hallo,

    Hab es genauso gemacht. Würde in der Liste noch Weißbrot dazunehmen. Wenig Nährwert und eine Katastrophe für den Blutzucker. Stattdessen Vollkornbrot! Aber Achtung, viele dunkle Brote sind einfach nur gefärbt! Echtes Vollkornbrot belastet die Bauchspeicheldrüse viel weniger. Außerdem noch im Auge behalten: weißen Reis. In großen Mengen auch ganz schlecht für den Blutzuckerspiegel….

    Liebe Grüße,
    Maggie

  3. Danke für die Ideen. Ich will die Fastenzeit jetzt auch nutzen, um den Zuckerkonsum der Familie zu reduzieren. Ein kleiner Tipp: im Reformhaus finde ich immer Marmeladensorten, die rein mit Fruchtzucker auskommen und total lecker schmecken.

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