Inselparadies? Da haben viele wahrscheinlich die Südsee vor Augen. Palmen, türkises Meer und so. Ich denke bei dem Wort Inselparadies an den hohen Norden. An Finnland, um genauer zu sein. An den Schärengarten vor Turku. 25 000 Inseln. Muss ich noch mehr sagen? Es ist ein Paradies der besonderen Art, wo ich jeden Sommer bin. Und mich das ganze Jahr wieder darauf freue. Der finnische Teil meiner Familie hat dort nämlich ein Sommerhaus auf eben so einer Schäre, so einer felsigen Insel, die nur mit dem Boot zu erreichen ist und außer einer Handvoll quer über die Insel verteilten Sommerhäusern nicht bebaut ist. Wer mir bei Instagram folgt, hat die Bilder gesehen von dieser Natur, die mich so gut zur Ruhe kommen lässt. Und die für meine Kinder ihr eigenes kleines Bullerbü ist. Diese Inselwelt vor Turku kann man auf verschiedene Arten entdecken: in einem kleinen Sommerhaus, mit dem Segelboot, mit dem Kanu, aber auch mit dem Auto oder Fahrrad. Die größeren Inseln sind nämlich mit Straßen, Radwegen und kostenlosen Fähren miteinander verbunden – die „Schärenringstraße„.
Einen umwerfenden ersten Einblick vom Schärengarten oder auch „Archipelago“ erhält man bereits bei der Anreise mit der Fähre von Schweden nach Finnland, über die ich Euch ja bereits geschrieben habe. Denn auf dem Weg ins finnische Naantali fährt die Fähre durch den Schärengarten, der sich von Turku bis zu den Aland-Inseln erstreckt. Die äußeren der 25 000 Inseln sind eher karg, felsig, je dichter man ans Festland kommt, umso bewaldeter werden sie. Knorrige Kiefern, Erlen und natürlich Birken, dazu unzählige Blaubeerbüsche und mit weichem Moos bewachsene Felsen in dieser typischen runden Buckelwalform, die die Schären nicht nur in Finnland sondern auch in Schweden ausmachen – so ähnlich wie die Schären vor Göteborg, die ich auch sehr mag.

Die Felsen auf den Inseln sind tolle Aussichtspunkte – manchmal gibt es markierte Wanderwege, aber das Jedermannsrecht gilt auch in Finnland, so dass man wunderbar auf eigene Faust durch die Natur streifen kann.
Rundweg durch die Schärenlandschaft
Wieso ich diese Natur so liebe?
Es ist zum einen dieses klare Licht im Sommer, das auf der Ostsee glitzert. Dieses Licht gibt es so nur hier im Norden – und das Schöne im Sommer: Es ist den ganzen Tag da. Also wirklich den ganzen Tag, denn die Sommernächte in Finnland sind äußerst kurz, vor allem im Juni und Juli. Die nächsten Inseln sind immer in Sichtweite. Kaum eine Insel ohne diese typischen Felsen – mal kahl, mal mit Moos bewachsen, immer wieder mit Kiefern. Für meine Kinder gibt es nichts Schöneres, als den ganzen Tag über die Insel zu stromern, auf die Felsen zu klettern, Blaubeeren zu sammeln und am Strand Steine zu suchen. Ab und zu fährt ein Boot vorbei, ansonsten ist es einfach nur: ruhig. Eine Ruhe, die es einem leicht macht, herunterzukommen, den Kopf frei zu bekommen und abzuschalten. Es ist eine ganz eigene Welt auf diesen Inseln.
Der Ringweg, auf Schwedisch (was in dieser Region von vielen gesprochen wird, Schwedisch ist ja die zweite Amtssprache in Finnland) heißt er Skärgardens Ringväg, auf Finnisch Saariston Rengastie, ist 250 Kilometer lang. Acht Fähren und ein Dutzend Brücken verbinden die Inseln miteinander. Die kürzeste Fährfahrt dauert 5 Minuten, die längste eine Stunde (das ist übrigens die einzige Überfahrt, die Geld kostet).
Der Schärengartenringweg verbindet 23 Inseln. Es besteht auch eine Möglichkeit, den Rundweg abzukürzen und mit einer Fähre von der Marina Nagu, auf Finnisch Nauvo, nach Nadendal/Naantali überzusetzen. Nadendal ist übrigens nicht nur wegen der Muminwelt, über die ich Euch bald einen Text schreiben werde, eine Reise wert.
Nadendal ist eine hübsche, kleine Stadt mit alten Holzhäusern, in der man gut für einen Kaffee stoppen kann. Einen längeren Stopp lohnt natürlich die Stadt Turku (schwedisch Abo), die eine hübsche Altstadt hat, in der man gut Shoppen und Kaffee trinken gehen kann. Ein weiterer lohnenswerter Stopp ist auch Nagu, ein kleiner Ort mit einer netten Marina, einer Handvoll Restaurants und Kaffees und einem kleinen Sandstrand.Und dann gibt es natürlich noch Korppo, die am äußersten Rand gelegene Insel Houtskär und viele schöne kleine Plätze links und rechts, die einen Abstecher lohnen – denn je weiter man weg kommt von der Hauptstraße und den Orten, umso schöner und ursprünglicher wird es. Es gibt offizielle Wanderwege, in den größeren Orten auch Kanuverleihstationen und sogar Möglichkeiten zum Ausreiten. Der Ringweg lässt sich übrigens nur im Juli und August komplett bereisen – die Saison ist kurz hier oben im Norden. Wenn die Feriengäste abreisen, wird es ruhig auf den Inseln, man hat die Natur für sich – allerdings haben dann auch viele Sommercafés und andere Touristikbetriebe wieder geschlossen.
Die finnischen Schären: Hier kommt man zur Ruhe
Die meisten der 25 000 Inseln (die genaue Zahl ist nicht so ganz klar, aber eine Insel muss übrigens mehr als 10 mal 10 Meter groß sein, um mehr als nur ein Felsen zu sein!) sind nicht mit dem Auto erreichbar, die meisten von ihnen sind auch nicht bewohnt. Aber auf sehr vielen, auch den kleineren, sind Sommerhäuser, mal direkt am Wasser, oft etwas zurückgesetzt versteckt. Im Winter sind viele dieser Sommerhäuser nicht zu erreichen. Die alltäglichen Dinge werden von den Sommerbewohnern mit dem Boot erledigt – man fährt zum Supermarkt mit dem Boot, man bringt den Müll mit dem Boot weg, sogar der Baumarkt hat einen Bootssteg als Kundenparkplatz!
Ich liebe diese ganz eigene Welt und kann jetzt den nächsten Sommer kaum erwarten. Das ganze Jahr freue ich mich auf das Glitzern, das klare Licht, die langen Tage, das Blaubeerensammeln, das Klettern auf den Felsen – und die strahlenden Gesichter meiner Kinder, die abends um zehn noch mal schnell mit dem Floß rausfahren und als erstes eine Runde in der Hängematte schaukeln.
Ein schönes Ferienhaus in der Gegend liegt in Airisto, hier kommt ihr zu der Webseite. Informationen über Unterkünfte, die Fähren, Ausflugsziele, Öffnungszeiten und andere Aktivitäten wie Bootsverleih, Kanuverleih, Wanderwege und Fahrradwege gibt es auch auf der offiziellen Tourismuswebseite Archipelago.com.
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