Und da fiel auf einmal der Strom samt Handy aus …

Eigentlich wollte ich heute ja arbeiten. Zwei Texte müssen morgen abgegeben werden. Und für Euch wollte ich einen neuen Blogpost schreiben. Unsere liebsten Wohnmobilstellplätze in  Schweden vorstellen und Euch Fernweh bereiten. Tja. Eigentlich. Doch kaum saß ich am Laptop: Ping. WLAN weg. Schreib ich halt offline, dachte ich. Doch leider war der Laptop nicht wirklich aufgeladen. Typisch. Ping. Laptop aus. Sicherung geflogen? Nö. Nur der Strom weg, Und damit auch das Festnetztelefon und Internet. Hast ja noch das Handy. Dachte  ich. Doch da standen  links oben in der Ecke die unheilvollen Wörter „Kein Netz“. Der Strom kommt bestimmt gleich wieder. Dachte ich.  Doch es sollte vier Stunden dauern, bis wir wieder an den Rest der Welt angeschlossen waren…

Ein Fehler im Umspannwerk, der ganz Lübeck (immerhin mehr als 210 000 Einwohner) und sogar umliegende Kreise betraf. Das hörten wir in unserem kleinen batteriebetriebenen Radio, dass ich nach zwei Stunden Isolation hervorsuchte. Nix mit Arbeiten. Keine Artikel, kein Blogpost für Euch. Stattdessen vier Stunden ohne Emails. Ohne Whats App. Ohne den Drang, bei Instagram vorbeizuschauen. Vier Stunden ohne Computer, ohne Messengerbimmeln. Einfach nur Ruhe. Die ich anfangs genießen konnte. Ich kam gar nicht in die Verlegenheit zu staubsaugen, Wäsche waschen fiel auch flach, blieb nur lesen. Mit dem Baby kuscheln. Und spazieren gehen.

Durch eine Stadt, die in die Vorhandyära zurückkatapultiert war und eine seltsam lockere Atmosphäre inne hatte. Einige Läden hatten geschlossen. Andere hockten im Dunkeln. Wo die Automatiktüren nicht schlossen, saßen die Mitarbeiter Wache. In Cafes und Restaurants gab es Salat statt Suppe und Cola statt Kaffee. Achja, der Kaffee, der fehlte mir. Sehr. Doll.

Der Eismann haute das angeschmolzene Eis heraus, die Menschen spazierten durch die Straßen, viele hatten Feierabend bekommen – denn vier Stunden ohne Strom, da gibt es irgendwann nix mehr zu tun, da ist irgendwann jeder Schreibtisch aufgeräumt.

Die Autos stauten sich an den Kreuzungen, Glück hatte, wer  auf der Vorfahrtsstraße war, die anderen mussten das halt so regeln. Kurz zuckte mir die Sorge durch den Kopf „Was, wenn was passiert? Wie soll ich den Notruf wählen?“ Aber erstens wohnen wir in der Stadt mit einem notstromversorgte Krankenhaus um die Ecke, zweitens hat die Oma gegenüber bestimmt noch analoges Telefon statt Voice over IP und drittens: Man muss ja nicht immer mit dem Schlimmsten rechnen. Ich musste noch nie den Notruf wählen, dann wird das ja wohl auch jetzt nicht passieren. Wobei – was ist mit denen, die zum Beispiel beatmet werden müssen? Reicht so eine Batterie 4 Stunden? Was ist mit alten Menschen, die stürzen und deren Notrufknopf nicht mehr geht? Da wurde mir bewusst, wie anfällig unser System ist, wie sehr wir abhängen vom Strom, vom Telefon, von der ständigen Erreichbarkeit.

Ach, und was war ich froh, nicht in einem Fahrstuhl festzuhängen.

Und in der Stadt, da saßen Menschen in den Cafés – und redeten! Ein ungewohntes Bild. Keine Blicke aufs Handydisplay. Denn das zeigte ja „Kein Netz“. Kein Herumwischen und Tippen auf Touchscreens. Kein Bimmeln hier und Klingeln da. Menschen saßen sich gegenüber im Café – ohne Handy in Hand, ohne Handy auf dem Tisch.

Und ich merkte, wie bei mir der anfängliche Zwang, das Handy zu zücken, um zu schauen, ob das Netz und der Strom wieder da sind, von mir abfiel und da ein Gefühl war, dass ich irgendwie von früher kannte… lang lang her. Es lag eine fast heitere Atmosphäre über der Stadt, eine Leichtigkeit. Fremde Menschen kamen ins Gespräch, man plauderte, saß in der Sonne, manch Verkäufer oder Friseur freute sich über die Zwangspause, und ich mich auch. Die Sonne schien, es war warm, das Eis schmolz noch schneller als sonst – und jeder nahm es mit Humor und meine Gedanken an die Arbeit, die ich eigentlich machen wollte, lösten sich in all dieser allgemeinen Leichtigkeit in Luft auf.

ganznormalemama Nathalie Klüver

Eine allgemeine Leichtigkeit machte sich breit. Kein Handybimmeln, keine Messengeräusche, das Gefühl abgeschnitten von der Zivilisation zu sein – so ganz ohne Strom.

Doch kaum war der Strom wieder da… zack, fielen die Blicke auf die Handys, wurde telefoniert, getwittert, ein Signal gesendet: Hey, wir sind wieder da! Zurück in der Welt, angeschlossen an die Zivilisation.

Schon gut, so ein stabiles Stromnetz. Und schon gut, dass Stromausfälle echt selten vorkommen – und vor allem in diesem langen Ausmaß. Vier Stunden war schon sehr lang. Und gleichzeitig schön. Diese Leichtigkeit, die sollte man sich mitnehmen in die Zivilisation und ab und zu vielleicht einfach mal das Handy zuhause vergessen. Denn ein Blick nach vier Stunden zeigte mir: Viel haste nicht verpasst. Also eigentlich gar nix.

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2 Kommentare zu “Und da fiel auf einmal der Strom samt Handy aus …

  1. Ich warte schon gespannt und dringlichst auf die hier angekündigten Schweden Camping Tipps :-) Unser Urlaub geht doch schon bald los!!!

  2. Das klingt ja geradezu romantisch ;-) wir hatten vorgestern großflächige Probleme mit dem Handynetz (über ganz Deutschland und verschiedene Anbieter verteilt wie ich im Radio hörte) und das einen halben Tag lang. Erst war’s komisch, wie du sagst, aber dann habe ich das Handy einfach weggelegt und es genossen nicht erreichbar zu sein und niemanden erreichen zu können :-) am nächsten Tag lief dann alles wieder wie gewohnt und tatsächlich, eigentlich hatte ich nichts verpasst!

    Einen Stromausfall in der Stadt habe ich auch schon mal erlebt, da wollte ich gerade einkaufen, zum Glück stand ich noch nicht an der Kasse, also habe ich (im Dunkeln) alles zurück getragen und bin wieder nach Hause. Durch eine geisterhafte Stadt. Irgendwie war es ein bisschen gespenstisch… vllt war es einfach zu kurz und der erste Schreck noch zu spüren, nach zwei Stunden hat man sich dann irgendwann wohl oder übel entspannt!? ;-)

    Liebe Grüße und einen schönen Tag für dich!

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