Gab es diese Mengen an martialischem Kinderspielzeug eigentlich schon immer?!

Eigentlich wollte ich Euch heute einen Reisetipp vorstellen, das tolle, familienfreundliche Hotel Strandkind in Pelzerhaken. Ich hoffe, ich schaffe es morgen. Aber nachdem ich gerade wieder von meiner Seitenstrangangina genesen bin, hat nun die Grippe (die echte!) den Gatten erwischt, den wir in Quarantäne gesteckt haben und ihm einmal am Tag eine frische Flasche Wasser vor die Tür stellen. Mit drei Kindern allein komme ich zu nicht grad viel und so müsst Ihr auf den Hoteltipp noch etwas warten. Dafür schreibe ich mir mal quick n dirty was von der Seele, was mir eben beim Zeitungslesen aufgefallen ist. Genauer gesagt in der Werbebeilage, die die tollsten Ostergeschenke für Kinder anpries. Dass die Ostergeschenke heutzutage laut Werbebeilage 40 Euro kosten sollen und riesig groß sind, ist ein anderes Thema, das führt nun wirklich zu weit. Was mich viel mehr aufregte: Diese martialischen Spielsachen! Es sind ja nicht nur Spielzeugpistolen. Sondern fette Kanonen, merkwürdige Kämpferfiguren, Kriegsfahrzeuge und dazu Comicfiguren, die ich eigentlich nie wirklich mit Kindern in Verbindung brachte. Oder seit wann ist Batman ein Kinderfilm?! Habe ich etwas verpasst? Mir waren die Filme jedenfalls zu spannend, ich habe nie einen vollständig geschaut. Und dann sollen Fünfjährige mit Batmanfiguren spielen?! Geht es noch?!

Ich bin ja ein Kind der 80er. Mit pazifistischen Eltern, die alles taten, die Atmosphäre des Kalten Krieges von uns Kindern fernzuhalten. Und so gab es noch nicht mal Spielzeugpistolen für meinen Bruder und mich. Und von Kleinauf wurde mir eingebläut: Waffen sind böse.

Was ich gar nicht so schlecht fand. Und heute genauso sehe und meinen Jungs auch so mit auf den Weg geben.

Versteht mich nicht falsch. Ich untersage meinen Kindern nicht jeden Schwertkampf mit den großen Stöckern, die sie am Wegesrand finden. Sich zu messen und zu raufen liegt in der Natur des Menschen. Und es ist auch okay. Wir haben früher mit meinem Vater auch Pfeil und Bogen geschnitzt und mit meinen Jungs mache ich es auch. Und ich gebe ihnen auch Tipps mit auf den Weg, wie man sich wehrt, wenn einen ärgert. Sie sollen ja auch wissen, wie man sich verteidigt. Und das Piratenschiff hat natürlich Kanonen. Wobei aus denen wahlweise Tomaten oder Wasserbomben kommen. Da mag ich übrigens die Bücher vom Drachen Kokosnuss, bei dem es auch oft Piraten und andere spannende Dinge gibt – aber alles humorvoll und kindgerecht dargestellt wird. Achja, eine Wasserpistole gibt es bei uns auch – aber nicht in Gewehr- oder Pistolenform, sondern in Form einer Wasserspritze ohne jedweden martialischen Touch.

Wieso müssen Spielfiguren so eine Aggressivität ausstrahlen?!

Die Spielzeugpistolen von früher wären aber heute noch harmlos!

Denn das, was da heut in den Läden liegt, das sind riesige Gewehre, die schon von Weitem eine Zerstörungskraft ausstrahlen. Und dann sind da diese ganzen Spielfiguren, an denen meinen Jungs ein Glück keinerlei Interesse entwickelt haben. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn sie sich sowas zum Geburtstag wünschen würden. Ich würde es nicht kaufen, aber, wenn es ihnen andere Kinder schenken würden? Ich würde es ihnen wohl erlauben und hoffen, dass sie bald das Interesse dran verlieren. So muss es meinen Eltern ergangen sein, als ich damals eine Barbie geschenkt bekam (die sie mir nie geschenkt hätten).

Ich bin froh, dass meine Kinder diese Art von Spielzeug für „quatschig“ halten und kein Interesse zeigen (hab ich sie doch gut manipuliert, ich geb es zu). Aber was mache ich, wenn sie es sich soooo vom Herzen wünschen? Ich bin noch am Hadern mit mir. Das Raufen, sich Messen und Kämpfen ist glaube ich schon angeboren und auch wichtig für die Kindesentwicklung. Es gehört wohl einfach dazu. Und ich finde es auch nicht schlimm, bis zum gewissen Grade.  

Nun, aber diese Spielfiguren von heute strahlen eine Kriegeslust aus, das einem Angst und Bange wird. Da sind die merkwürdigsten Waffen im Spiel. Da sind komische Kriegsrüstungen. Da sind furchteinflößende Monsterkreaturen. Da bekomme ich ja Albträume und sowas soll dann im Kinderzimmer im Regal überm Bett stehen?! Hallo?! Diese Farben, diese Gesichtsausdrücke, diese geballte Aggressivität?

Und dann die oben erwähnten Comicfiguren. Es tut mir leid, aber Batman war selbst mir immer zu spannend – hat der was im Kinderzimmer verloren? Oder Spiderman? Ist das wirklich ein Comic für Kinder?

Woher kommt die Aggressivität bei dem Spielzeug von heute?

Waffen, Monster, Superhelden: Wünscht sich das das Kind von heute zu Ostern?

Kinder brauchen Helden – aber doch nicht solche!

Nein, ich habe nichts gegen Superhelden. Ich bin sogar der Meinung, dass Kinder Helden brauchen. Aber müssen die so kriegerisch sein? So aggressiv? Kann man die Helden nicht anders darstellen? Muss eine Wasserpistole aussehen wie ein Maschinengewehr? Wieso wird das Martialische so von der Spielzeugindustrie gepusht? Weil die Kinder es wollen? Weil die Firmen es wollen? Wer ist die Henne, wer ist das Ei?! Gab es das früher eigentlich auch schon? Kann ja sein, dass ich in der pazifistischen Blase meines Elternhauses aufgewachsen bin.

Es gibt doch so tolle Kinderbuchhelden. Klar, dass Kinder irgendwann Michel aus Lönneberga nicht mehr für den Oberhelden halten und etwas mehr Action haben  wollen (wobei sogar mein Fast-Siebenjähriger den noch echt cool findet).  Aber muss man gleich von Lönneberga nach Gotham City springen? Von Conni zu Ninjago?! Was macht das mit unseren Kindern? Wenn sie von Kleinauf mit schauerlichen Monsterspielfiguren im Kinderzimmer aufwachsen? Und komische Kinderzeichentrickfilme auf Kika schauen, bei denen mich das nackte Grausen überkommt? (das würde jetzt zu weit führen – aber in einigen dieser Serien wird auch eine Aggressivität vorgelebt, bei der ich mich an den Kopf fasse).

Nein, liebe Spielzeugindustrie: Diese Aggressivität muss nicht sein! Wenn Kinder von Kleinauf damit aufwachsen mit diesen Gruselmonsterfiguren, diesen Superwaffen und tarnfarbenden Kriegsfahrzeugen, dann stumpfen sie ab. Ist meine Meinung und feste Überzeugung. Es gibt genug Krieg auf der Welt. Den müssen wir nicht in die Kinderzimmer hineinholen.

Für heute reicht die Zeit nicht (Ihr wisst, der kranke Gatte und drei Kinder, die meine Aufmerksamkeit wollen), aber ich werde hier auf dem Blog demnächst mal ein paar schöne Kinderbuchhelden für größere Kinder vorstellen. Ganz ohne Kriegeslust. Was sind denn da Eure liebsten Helden für größere?

Und wie seht Ihr das – gehen Euch diese kriegerischen Kinderspielzeuge auch so auf die Nerven? Fordern Eure Kinder das ein? Wie geht Ihr damit um? Seht Ihr das so wie ich oder seid Ihr da eher entspannter?

Aggressive, kriegerische Spielzeuge für Kinder und Superhelden: Wieso ist so vieles Kinderspielzeug so aggressiv, martialisch und voller Monster und Waffen? Plädoyer für eine andere Art von Superhelden. #spielzeug #erziehung

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8 Kommentare zu “Gab es diese Mengen an martialischem Kinderspielzeug eigentlich schon immer?!

  1. Sehr schön geschrieben! Hm, was soll ich sagen. In Peru hat Miguel auch Spiderman entdeckt. Allerdings nur auf einem T-Shirt und über seine Cousins hat er mitbekommen, dass es dabei um Gut und Böse geht. Seither ist Spidernan angesagt und das, ohne die Geschichte zu kennen. Was soll man da als Mama tun oder sagen? Ich denke, solange das Thema Gewalt und Aggressivität zuhause offen thematisiert wird, ist es nicht schlimm, wenn früher oder später der Super Soccer einzieht. Das muss nicht unbedingt die Gewaltbereitschaft fördern. Aber ich versteh natürlich deine Argumente. Gerade Kinder reagieren auf Gewalt sehr sensibel und man sollte hier vorsichtig sein. Unser Miguel mag ja nicht mal die Schlümpfe anschauen, weil die Hexe Suppe aus ihnen kochen will ;)

  2. Danke für diesen Kommentar. Das spricht mir aus der Seele. Im Kindergarten zu Fasching gab es auch diese ganzen Kostüme und ich habe mich gefragt, ob die Kinder wirklich wissen, geschweige denn verstehen, wie sie angezogen sind.
    Bei uns gibt es eine Mini-Wasserpistole in Neon-Grün, die es irgendwo geschenkt gab und nun in der Ecke rumliegt, ansonsten diese Wasserspritzen.
    Ich hoffe, es hält noch ein bisschen so😊

  3. Unser Sohn fährt total auf diese Nerfs ab – ich kann das auch nicht richtig nachvollziehen. Lange Zeit konnten wir das verweigern, aber im letzten Jahr bekam er dann doch eine (er hatte dafür gespart, weil ich dafür kein Geld ausgebe), eine Wasserpistole – ähnlich wie auf dem Bild. Ich kann dem auch nix abgewinnen, mittlerweile hat er 3 davon, davon 2 mit diesen Schaumstoffpatronen – ok, die Jungs aus der Nachbarschaft haben die auch und sie beschäftigen sich schon lange draußen damit – wenn Du so willst – das kleinere Übel gewählt und das Kind sitzt eben nicht vor Tablet oder PC. Im Haus sind sie allerdings in der unteren Etage (Wohnzimmer, Küche) verboten und nur in seinem Zimmer erlaubt. Ich hoffe immer noch, das Interesse lässt mal nach,aber bisher sieht es nicht danach aus. Eine Freundin von mir konnte ihren Sohn (ebenfalls 9) davon bisher abhalten – ich muss mal bei ihr in die Lehre gehen ;-)

    LG
    Anke

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