Wie uns Kinder verletzlich machen

… und dann gibt es da plötzlich so einen Moment, der einem die Augen öffnet. Der einem zeigt, wie fragil das Leben ist, wie verletzlich wir selbst sind und wie wichtig es ist, jede Sekunde einfach zu genießen. Es ist einer der Momente, wo ich meine Kinder einfach nur fest in den Arm nehme, sie nicht mehr loslassen will. Auf einmal wird einem klar, was für ein großes Geschenk das Leben mit Kindern ist, ein Geschenk, das nicht selbstveständlich ist. Auf einmal wird einem bewusst, dass sich das, was wir jeden Tag so selbstverständlich erleben, was wir für gegeben nehmen, auch jederzeit vorbei sein kann. Und dann erscheint einem der morgendliche Anziehstress, das Meckern beim Essen und der Geschwisterstreit als so banal. Denn auch diese – doch manchmal so nervigen – Dinge sind ein Geschenk.

Es war so ein Moment, der einem den Boden unter den Füßen wegzog.

Wenn Dinge, von denen man sonst liest, Leuten passieren, die man kennt. Wenn der Abstand, die Distanz, die sonst zwischen einer Zeitungsnachricht und einem selbst, auf einmal fort ist und man ungehindert mit der Realität kollidiert. Wenn man sprachlos ist und das Gehirn rattert und Dir Signale sendet, die nur schwer zu deuten sind. Zum Mitgefühl und der Trauer mischt sich auch die Angst, das Bewusstsein um die eigene Vergänglichkeit. Und alles was man tun kann, ist, das eigene Kind einfach fest an sich zu drücken, am Haar zu schnuppern und tief dankbar zu sein für diesen Moment. Für die Tatsache, dass man jetzt seine beiden Kinder aus dem Kindergarten abholen kann, mit ihnen Eis essen gehen kann – ja, dass man sich von ihnen nerven lassen darf, dass man das ewige Kabbeln unter Brüdern anhören darf, dass man einfach dieses große Geschenk hat: Kinder, die für einen da sind und für die man da sein darf.

Wie oft habe ich einmal zu viel gemeckert? Weil ich einfach genervt war? Weil ich meine Ruhe wollte? Weil ich grad keinen Nerv hatte, verständnisvoll zu reagieren? Natürlich bin ich nicht perfekt und auch nur ein Mensch. Aber ich will häufiger, einfach nur über die Situation lachen, meine Jungs in den Arm nehmen und die Zeit mit ihnen genießen.

Das Leben ist nur ein Wimpernschlag. Und genauso zerbrechlich. Und deshalb will ich bewusst für meine Kinder da sein, die Zeit mit ihnen bewusst verbringen und mich nicht mit Dingen aufhalten, die man vielleicht so macht, die aber irgendwie unwichtig sind. Ich will kuscheln, ich will spielen – und die Kinder bestimmen lassen, was wir spielen. Und wenn es die zehnte Runde Memory ist, auch die will ich genießen. Weil ich sie genießen kann, weil ich diese Zeit mit meinen Kindern verbringen kann. Statt zu versuchen, perfekte Momente zu schaffen, will ich jeden Moment genießen, bewusster erleben.

Es gibt manchmal Dinge im Leben, die einen innehalten lassen. Die das tägliche Hamsterrad anhalten, einen zum Stolpern bringen und mit einem ratlosen Gefühl der Hilflosigkeit zurücklassen. Man will helfen, man weiß nicht wie, man kann eigentlich nicht helfen und die richtigen Worte, gibt es die überhaupt? Die Welt hält für einen Moment an und es wird schmerzlich klar: Bei allen Statistiken, allen Wahrscheinlichkeiten, das Leben ist nicht selbstverständlich.

Meine Kinder sind das Schönste in meinem Leben, sie haben mein Leben bereichert – und mich so verletzlich werden lassen, wie ich es nie vermutet hätte.Genau das ist mir bewusst geworden und ich kann bei aller Ratlosigkeit und Hilflosigkeit, die das mit sich brachte, für mich nur das Bestmögliche herausziehen: Ich will mich nicht über Kleinigkeiten aufregen. Ich will mich nicht mit Perfektionismus aufhalten, den ich eh nicht einhalten kann. Ich will die Momente genießen, sie abspeichern, einsaugen, wenn ich schon nicht die Zeit anhalten kann.

Und genau deshalb werde ich meine Kinder heute früher aus dem Kindergarten abholen und sie ganz fest drücken, voller Dankbarkeit und Liebe.

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Nachdenklicher Text über das Mamaleben und Eltern-Sein: Wie uns Kinder verletzlich machen. Das Risiko lässt uns nie los. #erziehung #familie

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15 Kommentare zu “Wie uns Kinder verletzlich machen

  1. Hi…, da hast du vollkommen recht, zumal man erst mit den Kindern merkt, wie die Zeit an einem vorbei rast.
    Meine Große kommt dieses Jahr in die Schule und der Kleine von der Krippe in den Kindergarten.
    Im Flur haben wir eine Wand voll mit Fotos und wenn ich daran vorbei gehe, denke ich immer „wo sind die letzten 3 Jahre hin?“.
    Blieb gesund und weiterhin viel Zeit für das wichtige im Leben.
    René aus der Dresdner Ecke

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