Hatten es unsere Mütter einfacher?

Geschirrspüler waren rar und Internet gab es noch nicht mal in Science Fiction Filmen. Als wir klein waren und unsere Mütter vor denselben Fragen standen wie wir heute, war die Welt eine andere als heute. Sie kamen schwieriger an Informationen, hatten weniger Wahlmöglichkeiten – aber vielleicht hatten es unsere Mütter gerade deswegen einfacher als wir Mütter heutzutage?

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Ein Kuss an Mama ist die beste Belohnung für all den Stress, den man sich heutzutage als Mutter so macht. Bei allen Unterschieden: DAS war bei unseren Müttern genauso!

Stellt Ihr Euch diese Frage auch manchmal? Wie das Mamaleben für unsere Mütter war? Ob sie auch vor denselben Fragen standen wie wir heute? Ob sie dieselben Probleme zu lösen hatten? Und ob ihr Mamaalltag einfacher oder komplizierter war als unserer?

Mehr Wahlmöglichkeiten können ein Vorteil – aber auch ein Nachteil sein

Auf den ersten Blick würde ich sagen: Wir haben es heute besser als unsere Mütter. Wir bekommen ein Jahr lang Elterngeld, mit dem man gut über die Runden kommt.. Und an das man relativ unkompliziert rankommt. Wir haben das Recht auf Teilzeitarbeit und tatsächlich gibt es auch immer wieder Männer, die wegen der Kinder ihre Stundenzahl reduzieren. Wir haben ein Recht auf einen Krippenplatz (wie auch immer das aussieht) und: Es gibt Krippen! Flächendeckend. Und wenn wir eine Frage in Sachen Erziehung, Ernährung, Wehwehchen haben, dann schauen wir mal schnell auf dem Handy nach, an der Supermarktkasse, wo wir grad sind.

Aber genau diese Dinge machen den Alltag auch komplizierter.

Irgendwie.

Machen uns unsere Wahlmöglichkeiten als Mutter das Leben schwer? Hatten es unsere Mütter einfacher, Kinder großzuziehen und zu erziehen und Eltern zu sein? Das Ding mit der Vereinbarkeit ist doch recht neu.

Früher konnte man sein Kind eben erst mit 3 in den Kindergarten schicken. Und dann auch nur bis 13 Uhr. War halt so, machte jeder so. Und es gab keine schiefen Blicke, dass man sein Kind erst mit 3 in den Kindergarten schickte oder schon mit 1 in die Krippe (so wie jetzt, wo man es einfach niemanden Recht machen kann, egal für welchen Weg man sich entscheidet). Man musste  sich nicht rechtfertigen, dass man sein Kind erst um 16 Uhr abholen kann – und genauso wenig dafür, dass man nur einen Halbtagesplatz hat. Zumindest in Westdeutschland, wo ich aufwuchs. In der ehemaligen DDR das umgekehrte Spiel, da es dort Usus war, dass die Mütter alsbald wieder arbeiten gingen.

Die Kinder kamen auf die Schule, die in der Nachbarschaft war – man musste sich nicht entscheiden und zig Elternabende besuchen und mit Kuchenspenden um den Platz in der beliebten Supergrundschule betteln. Man musste die Kinder nicht zu zwanzig Kinderkursen schicken, weil es außer Kinderturnen und ein bisschen Musik schlicht nichts gab.

Und man musste sich nicht mit Halbwahrheiten aus dem Internet rumschlagen. Man sah keine Instagrambilder von weißen, perfekt dekorierten und aufgeräumten Kinderzimmern, genausowenig hübsch drapierte und gedeckte Abendbrottische, die sich vor Superfood nur so biegen. Das Wort Mommywars gab es noch gar nicht.

Das Leben unserer Mütter war klarer geregelt

Es war alles irgendwie klarer geregelt. Einfacher. Weniger Wahlmöglichkeiten können auch ein Vorteil sein. Weniger Einblicke ins Leben anderer auch – der Umkreis derer, mit denen man sich vergleicht, schrumpft dann doch drastisch und das muss nicht unbedingt schlecht sein.

Und noch etwas erleichterte das Leben unserer Mütter: Sie sind zum größten Teil selbst mit Geschwistern aufgewachsen. Und mit viel mehr Kindern um sie herum. Für viele der Mütter heutzutage, ist das eigene Baby viel zu oft das erste Baby, das sie im Arm halten!

Und dennoch will ich nicht tauschen. Beantworten kann ich die Frage nicht: Hatten es unsere Mütter einfacher? Ja, in gewissen Dingen schon. Nein, in anderen Dingen nicht. Ich weiß es nicht. Aber es gut, so wie es ist.

Ich will in keiner anderen Zeit und Welt leben als der Jetzigen.

Wie seht Ihr das? Beneidet Ihr Eure Mütter manchmal? Oder ist es so gut, wie es ist? Und was meint Ihr: Hatten es unsere Mütter einfacher?! Machen die ganzen Wahlmöglichkeiten von heute das Leben auch gleichzeitig komplizierter? (dieser Frage gehe ich übrigens auch in meinem neuen Buch nach!)

Willkommen bei der ganznormalenMama! Wollt Ihr  familienfreundliche Reisetipps? Oder kinderleichte Rezepte? Oder Lustiges, Nachdenkliches aus dem Mamaalltag? Dann stöbert im Archiv und folgt mir per Email,  auf Facebook, bei Instagram oder Pinterest – ich freue mich auf Euch!

Und wusstet Ihr, dass mein neues Buch Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter auf dem Markt ist?  Und natürlich immer noch erhältlich ist mein Ratgeber zum Thema zweites Kind: „Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.

9 Kommentare zu “Hatten es unsere Mütter einfacher?

  1. Schöner Artikel :) lustigerweise habe ich letzte Woche noch mit meiner Mama darüber geredet.. Sie sagt, sie findet es total toll, was wir heute alles für Möglichkeiten haben, aber auch, dass Mütter heute die Chance haben, bewusster und informierter an das Thema heran zu gehen. Früher hat man vieles einfach nur gemacht, „weil man es eben so macht“, auch wenn es vielleicht nicht die beste, oder sogar eine schlechte Lösung war. Um so mehr unterstützt sie jetzt meine Schwägerin, meine Schwester und mich in unseren Individuellen Entscheidungen zum Thema Kindererziehung.
    Was die „Mommywars“ angeht: Es nervt total!! ABER es ist glaube ich nicht nur ein Mama-Problem.. Ich glaube, verurteilt hat man schon immer gerne (eine arbeitende Frau in den 50ern? Was hätten da denn bloß die Nachbarn gesagt?), aber als Nachteil unserer vernetzten Welt müssen wir leider damit leben, dass es nicht nur die Nachbarn sind, sondern eben auch wildfremde Leute, die man im echten Leben nie kennen lernen würde. Wenn aber jeder, der sich über die „Mommywars“ o. ä. aufregt, einfach aufhört andere zu verurteilen (okay, einfach vielleicht nicht immer ;) ), wären wir glaube ich schon einen groooooßen Schritt weiter….

    Was besser oder schlechter ist, kann man im Nachhinein glaube ich schlecht sagen, dafür müssten dieselben Leute von heute unter den Umständen von damals und umgekehrt leben, ohne Zeitmaschine schlecht zu bewerkstelligen ;) Aber ich bin unendlich dankbar, in dieser (halbwegs) aufgeklärten Welt von heute zu leben mit all den Möglichkeiten, die damit einher gehen.. und versuche, aus den Nachteilen das beste zu machen :)

  2. Meine Kinder hab ich zu DDR Zeiten bekommen und habe jetzt Enkel.Ich finde zumindest,das meine Tochter unter einem viel größeren Druck steht,als ich seinerzeit.Uns haben nur die Omas „reingeredet“.Bevormundet von Krippenerziehern oder so hab ich mich nicht gefühlt.Das man nach dem Babyjahr wieder arbeitet war normal und man mußte sich nicht rechfertigen.Für mich selber wär ein Hausfrauendasein über mehrere Jahre die Hölle gewesen.Ich bin Vollzeit in 3 Schichten als Krankenschwester wieder eingestiegen.Im Nachhinein wären zumindest weniger Schichten pro Monat besser gewesen. Ich hatte Krippe und Kindergarten direkt neben meiner Arbeitsstelle,so das ich um 6°° früh meine Kinder direkt abgegeben hab und gleich auf Arbeit sein konnte. Die Arbeitgeber waren (notgedrungen)flexibel ,was die Anfangszeiten anging,auch bei meinem Mann,der genauso mit Kindern und Haushalt eingebunden war.Schließlich war er ja auch oft durch meine Schichten auch am Nachmittag und am Wochenende für die Kinder allein verantwortlich-die Großeltern waren ja grad mal Mitte 40 und gingen noch selbst arbeiten. Es war durch die wenigen Wahlmöglichkeiten einfacher und auch der Konsumdruck war nicht so groß,weil ein Großteil der Leute ziemlich gleich Ausgangspositionen hatte .Kind- krank-Tage bekam man 6 Wochen /Jahr und niemand brauchte Angst zu haben, wegen zu viel Ausfall seinen Job zu verlieren.Da war ein großer Druck schon weg.Heute fragt kaum ein Arbeitgeber, wie du alles unter einen Hut kriegst.Die vielen Möglichkeiten der Kindererziehung( und Ernährung) werden heute oft als alleinseeligmachende Lehre verbreitet und ihre Verteter haben teilweise Missionsgebahren mit fundamentalistischen Zügen, die bei Nichtbefolgung Horrorzenarien apokalyptischer Ausmaße hervorbeschwören.Da frag ich mich manchmal,wie die Menscheit ohne das so lange überleben konnte. Auch das Schulische ist heut komplizierter und der Druck auf die Kinder (und somit auch auf die Eltern) sehr groß. Mir sind in diesem System das Miteinander und die Solidarität zu wenig ausgeprägt und es ist sehr von der Stellung der Eltern abhängig.Es war früher bei weitem nicht alles perfekt(kann es das überhaupt sein?)aber es war deutlich weniger nervenaufreibend und gelassener,denn der wirtschaftliche Druck war nicht so groß.Ich denke überhaupt, das eine gelassene Grundhaltung insgesamt sehr hilfreich ist-der verlangte und vorgegaukelte Perfektionismus der immer attraktiven,fitten,karriere machenden und stets geduldigen und fröhlich zugewanden Mutter im perfekten Haushalt ist eine gefährliche Illussion,die nie realistisch war.Und das muß man sich vor Augen halten.Andere meiner Generation sehen es vielleicht anders,aber ich empfinde es so.

  3. Hallo, spannende Frage, so aus der Omi-Perspektive… vielleicht fragen wir alle mal unsere Eltern? Ich habe das witziger Weise auch gestern verbloggt…. ich finde schon, dass die Elterngeneration ab 2000 ein paar neue Fallstricke dazu bekommen hat, mit denen sie für ihre Kinder umgehen muss: Terrorangst, Ballerspiele, eine FLUT an Ratgebern, Elternkursen und Problematiken… Ich habe uns Eltern von heute einfach mal gelobt. Denn egal, wer es nun schwerer oder leichter hat: Wir machen das schon ganz gut, finde ich: http://hanse-mamis.de/wir-sind-helden/

  4. Ich glaube auch, es gibt Dinge, die mittlerweile einfacher sind und Dinge, die schwieriger sind. Finanziell gesehen stehen Mütter heute definitiv besser und abhängiger da und das ist auch gut so.
    Andererseits seh ich es in meinem Freundeskreis im besten Alter zum Kinder bekommen: Die wenigsten haben schon mal länger ein Kind oder gar mehrere betreut und machen sich keinerlei Vorstellung davon, was es verändert. Sie glauben, ihr Leben weiterleben zu können und einfach bei allem, was sie bisher auch machen, dann ein Kind dabei zu haben. Früher hat man in größeren Verbänden zusammen gelebt, wodurch einerseits jeder wusste, wie es ist, sich um ein Baby kümmern zu müssen und wo Erziehung eventuell auch leichter war. Wenn Mama, der Onkel, die Nachbarin und der Bruder sagen, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist, wurde nicht so viel rum diskutiert, wie heute mit Mama alleine. Die könnte ja auch Unrecht haben. Andererseits führte das natürlich dazu, dass Kinder nach gewissen allgemeinen Normen erzogen wurden und nicht nach individuell von den Eltern allein bestimmten Werten. Heute gibt es einfach insgesamt viel mehr Möglichkeiten, ein Kind zu erziehen und damit ist Erziehung, im Gegensatz zu früher, eine Gratwanderung geworden. „Mein Kind soll durchsetzungsstark sein, aber nicht zu sehr, sondern auch feinfühlig und hilfsbereit. Es soll wissen, dass es klug ist und selbstbewusst sein, aber nicht arrogant und eingebildet. Es soll sich selbst genügen, aber viele Freunde haben. Es soll nicht so früh ein Smartphone bekommen, aber auch nicht der letzte sein, damit er nicht ausgeschlossen wird. Es soll lernen, sein eigenes Ding zu machen, aber nicht so sehr, dass die anderen es nicht mögen.“ Von allem etwas, aber nichts zu sehr. Ich glaube, das sind Fragen, die sich früher niemand gestellt hat, da es um viel existentiellere Dinge ging und sich diese Sachen durch das Zusammenleben in großen Gruppen einfach selbst geregelt haben.

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