Genug Zeit für mich? Brauche ich überhaupt Zeit für mich? Und zwar nicht nur auf dem Klo?

Kennt Ihr das? Dieses beruhigende Gefühl, sich samstagsmorgens mit der Zeitung aufs Klo zurückzuziehen? Die Tür zu schließen, durchzuatmen und das Geschrei aus dem Esszimmer geflissentlich zu ignorieren? Fünf Minuten in Ruhe die Zeitung lesen. Endlich Zeit für mich. Nein, keine Panik. Es sind nicht meine einzigen fünf Minuten, die mir für mich bleiben. Aber seit ich Kinder habe, ist die #metime deutlich weniger geworden. Und wisst Ihr was? So sehr fehlt sie mir gar nicht. Meistens jedenfalls. we5

Als der Kleine frisch auf die Welt kam und ich noch in Elternzeit war, war es noch extremer. Da waren Klo und Dusche am Wochenende wirklich meine Rückzugsorte. Einmal ohne Gequengel. Ohne dass jemand an mir rumzupft oder auf dem Schoß sitzen will. Nein, ich habe nichts gegen Kinder auf meinem Schoß. Ich liebe es sogar, diese kleinen Mäuse, wenn sie sich an mich kuscheln – aber nicht rund um die Uhr!

Wie viel Zeit hat man als Mama für sich?

Es ist etwas, was ich mir damals in grauer Vorzeit, der Vor-Kind-Ära, einfach nicht vorstellen konnte: Wie sehr man fremdbestimmt ist. Einfach mal einen Tag auf dem Sofa verbringen, Zeitschriften zu durchblättern, sinnlos im Netz zu surfen oder den Nachmittag im Café sitzen? Das wird in Zukunft irgendwann bestimmt mal wieder möglich sein. Aber momentan sieht mein Leben anders aus.

Ich hatte ja keine Ahnung, wie fremdbestimmt man ist, so mit Kind!

Aber soll ich was verraten? Auch wenn ich mich manchmal so ein kleines Momentchen so ein bisschen zurücksehne aufs Sofa, zu einem planlosen Nachmittag – im Grunde genommen finde ich es gut so, wie es ist. Jetzt ist. Mit all dem Trubel. Mit dem Stress, dem Meckern, dem Chaos – aber vor allem mit dem Lachen, dem Spielen, dem Spaß, den ich mit meinen Kindern habe.

Chaos im Kinderzimmer, Unordnung, Aufräumen

Chaos im Kinderzimmer, überquellender Wäschekorb: Na und? Ich plädiere für mehr Gelassenheit und weniger Perfektionismus.

Ja, ich habe weniger Zeit für mich. Aber nein, ich bedauere es nicht!

Vor allem nach der Geburt meines zweiten Sohnes gab es davon viel zu wenig. V. Denn wenn er schlief, dann arbeitete ich (ich schrieb zwei Bücher, wie das so war, hatte ich hier verbloggt). Das war zwar auch irgendwie Zeit für mich – denn mir bringt meine Arbeit ja viel Spaß – aber es war natürlich auch eine fremdbestimmte Zeit, fremdbestimmt durch meine Arbeit. An den Nachmittagen war dann der Große zuhause und auch da – Mamazeit Fehlanzeige.

Abends, wenn die Kinder dann (meist viel zu spät) nach Vorlesemarathon und gefühltem zehnmal Pipimachen und Wassertrinken im Bett lagen, saß ich wieder am PC und tippte meine Seiten voll. Wenn ich nicht gerade selbst eingeschlafen war (was viel zu oft passierte). Mein Mann musste mich schon für eine ziemliche Langeweilerin halten. Wenn er nicht grad derjenige war, der neben den Kindern einschlief.

An den Wochenenden wollten wir die Zeit zu viert genießen. Da machen wir unsere Ausflüge, da frühstücken wir lange, bummeln durch die Stadt, kochen – zusammen, zu viert. Keine Zeit für mich alleine – aber definitiv metime! Weil es so schön ist, ich es genieße, es gar nicht anders will.

Ausflüge am Wochenende: Keine Metime - aber irgendwie doch.

Ausflüge am Wochenende: Keine Metime – aber irgendwie doch.

Mein persönlicher Luxus: Den Arbeitstag mit Zeit für mich beginnen und beenden

Seit meine Elternzeit vorbei ist und ich den Vormittag über arbeite, hat sich das freilich geändert. Denn nun habe ich Zeit für mich! Ja, weil ich meine Arbeit mag. Aber auch, weil ich als Freiberuflerin mir die Zeit selbst einteilen kann. Und so gönne ich mir einmal die Woche eine Stunde Yoga für mich. Vormittags. Während die Kinder im Kindergarten und bei der Tagesmutter sind. Während meiner eigentlichen Arbeitszeit. Meine Zeit! Nur meine!

Und ich beginne meinen Arbeitstag immer mit einer zweiten Tasse Cappuccino. Ganz gemütlich, noch einmal die Zeitung durchblättern, die Ruhe im Haus genießen bevor ich den PC hochfahre und die Arbeit beginne. Und ich versuche, jeden Tag eine Viertelstunde, bevor ich in die bequemen Spielplatztreter schlüpfe und mich auf den Weg zur Tagesmutter mache, nur für mich zu haben. Da mache ich mir meinen Nachmittagskaffee. Und dann gehe ich los. Und freue mich tatsächlich auf meine Rasselbande!

Und wisst Ihr, was das Schönste ist? Nach den fünf Stunden Arbeiten vermisse ich sie wirklich. Nein tatsächlich schon mittendrin. Ich arbeite von zuhause aus.  Wenn ich so durchs Haus streife, fluchend auf Legosteine trete oder während das Teewasser kocht mal schnell ein paar Pixiebücher ins Regal zurückräume, dann denke ich an meine Mäuse und das Haus kommt mir ohne ihr Lachen, ihr Gequengel, Gejaule, Gestreite furchtbar leer vor!

Aber natürlich bin ich auch oft genug genervt und wünschte mir ein paar Minuten zum Durchatmen

Nein, natürlich bin ich keine Heilige. Natürlich denke ich auch – viel zu oft-  mitten in dem Kindertrubel, wie schön wäre es jetzt ,einfach mal in einer Zeitschrift zu blättern. Natürlich rege ich mich auf, wenn die Kinder nicht schlafen wollen und meine zwei Feierabendstunden auf dem Sofa flach fallen. Natürlich knapse ich mir heimlich die Zeit für mich ab, wenn die Kinder gerade mal zehn Minuten ohne Streit zusammenspielen oder auf dem Spielplatz so beschäftigt sind, dass ich ein bisschen auf dem Smartphone meine Emails lesen kann. Und ja, ich suche dieses eine Café in der Stadt auf, wo es eine Spielecke für Kinder gibt. Mit einer Zeitschrift im Gepäck. Denn in 70 Prozent der Fälle kann ich tatsächlich ein bisschen lesen, während die Kleinen spielen.

Ohja – ich liebe diese kleinen Zeitinseln!

Und ja, ich brauche sie auch!

Und ja, ich habe auch nicht ständig Lust, Pilze und Tomaten im Kaufmannsladen zu kaufen und zehnmal hintereinander zwei Euro zu zahlen. Es gibt Tage, da macht es mir einfach überhaupt keinen Spaß, das siebte Buch über die Feuerwehr zu lesen und zum zehnten Mal das Janosch-Puzzle zusammenzustückeln. Nein, und auch das Obstgartenspiel muss es nicht ständig sein.

Zehnmal dassselbe Buch lesen? Klar bin ich froh, wenn das am Wochenende mein Mann übernimm!

Zehnmal dassselbe Buch lesen? Klar bin ich froh, wenn das am Wochenende mein Mann übernimm!

Und ja, ich kann auch furchtbar genervt sein, wenn man mir meine kleinen Zeitinseln versaut!

Aber was würde ich mit meiner freien Zeit anfangen?

Aber alles in allem muss ich ehrlich sagen: Mehr brauche ich zurzeit nicht. Mein Mann und ich schaffen es immer häufiger, morgens in Ruhe die Zeitung zu lesen. Die Kinder beschäftigen sich immer häufiger selbst. Wir haben den Luxus, meine Mutter um die Ecke wohnen zu haben. Sie nimmt mir die Kinder ab, wenn ich mal mehr arbeiten muss. Was ich sehr schätze, was die Kinder sehr schätzen. Ohne sie wären viele Aufträge nicht möglich. Aber ich gehe in der Zeit weder shoppen noch eine Freundin treffen.

Brauche ich also mehr Zeit für mich? Nein. Denn eines ist mir klar geworden: Was würde ich machen mit der gewonnenen Zeit? Wäre es mir mehr wert als die Zeit mit meinen Kindern? Und wären es Sachen ,die mich wirklich voran bringen würden, die wirklich wichtig sind? Im Internet surfen? Was verpasse ich? Verpasse ich etwas, wenn die neue Zeitschrift erst am nächsten Tag durchblätter? Geht die Welt unter, weil ich mir kein fünftes Paar Schuhe kaufe?

Die Antwort ist einfach. Nein.

Es ist alles gut so wie es ist. Auch wenn es manchmal nicht so scheint und auch ich denke: Mir wird das alles zu viel.

Es sind nur Momentaufnahmen. Wenn man näher drüber nachdenkt, wird klar. Es ist alles gut. Ich will es gar nicht anders.

Denn – und das wird  mir jedes Mal klar, wenn ich meine Jungs so anschaue – die Zeit vergeht so schnell und ehe ich mich versehe, sind die Jungs groß und wollen am Nachmittag Freunde treffen statt mit Mama auf dem Spieli anhängen oder Sandkuchen backen. Ehe wir uns versehen, haben die Mäuse am Wochenende keinen Bock mehrauf Familienausflüge. Und dann ist wieder mehr metime.

Wie seht Ihr das? Wie knappst Ihr Euch Zeit ab? Reicht Euch das? Oder braucht Ihr mehr?

6 Kommentare zu “Genug Zeit für mich? Brauche ich überhaupt Zeit für mich? Und zwar nicht nur auf dem Klo?

  1. Pingback: Endlich: Die Analyse der Blogparade #MeTime - Mama on the rocks

  2. Danke für Deinen sehr spannenden Beitrag zur Blogparade! Du klingst sehr zufrieden und bei Dir, das finde ich toll! Die Auswertung der Blogparade gibt es in Kürze auf meinem Blog. LG
    Séverine

  3. Ein toller Artikel, liebe Nathalie! Du klingst super zufrieden ;-).
    Fremdbestimmt fühle ich mich auch sehr oft und da ich (zumindest meinen Kleinen) immer bei mir habe, fehlt mir die Zeit für mich schon oft. Habe leider auch keine Großeltern oder andere Verwandte in der Nähe… Mehr von mir zum Thema #metime in meinem Artikel zur Blogparade von Séverine oder unter http://mamaimspagat.de/blogparade-metime-ich-bin-total-fremdbestimmt-oder-zeit-fuer-sich-wird-total-ueberbewertet/#more-374.
    Liebe Grüße
    Nadja

  4. Ich habe auch einen kleinen Sohn, er ist gerade sieben Monate alt und furchtbar anstrengend. Er kann jetzt krabbeln, zieht sich überall hoch und ich mach den ganzen Tag nichts anderes, als hinter ihm her zu rennen. Da wird die Zeit, ehrlich gesagt, manchmal schon ziemlich lang und es zwar stressig, aber geistig auch total ermüdend.
    Klar, ich habe mich ja bewusst dafür entschieden und es ist ja auch wirklich schön, ein Kind zu haben. Und du hast auch recht: Was würde man denn mit der freien Zeit machen? Ist es wirklich das nonplusultra, den Tag über im Netz abzuhängen oder im Bett zu lesen? Nein, ist es sicher nicht.
    Aber manchmal hab ich echt das Gefühl, dass ich durchdrehe, wenn ich jetzt nicht einfach mal ne Stunde lang meine Ruhe habe. Einfach mal ne Stunde lang machen, was ich will – und selbst wenn das nur sowas geistloses ist wie „auf dem Sofa liegen und die Decke anstarren“.

    • Bei meinen beiden ersten Kindern (jetzt 10 und 12) würde ich Dir im Rückblick voll zustimmen. Jetzt habe ich noch ein „Nachzüglerchen“ (2). Da ich nun schon einmal wieder mehr „Metime“ gehabt habe, fällt es mir jetzt beim dritten Kind deutlich schwerer. Auch ist die Jüngste nun mehr oder weniger Einzelkind. Die Großen spielen zwar auch mit ihr, aber natürlich nicht so ausdauernd wie wenn der Abstand geringer ist. Sie haben ja völlig andere Interessen.
      Also ja, mich nervt es öfter als ich zugeben möchte und gleichzeitig weiß ich doch, dass es das letzte Mal ist und sie so viel schneller groß werden als man möchte. Es hilft, sich das ab und zu bewusst zu machen.

      LG,
      Mona

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