Teilzeit: Anspruch und Realität. Dabei gibt es kaum Effizienteres als Teilzeitmuttis!

Ich bin froh, dass ich als Freiberuflerin selbst entscheiden kann wann und wie viel ich arbeiten möchte. Denn das können nicht alle Mamas, Rechtsanspruch auf Teilzeit hin oder her. Denn viele Unternehmen setzen sich einfach drüber hinweg oder geben bei Bewerbungen Müttern einfach mal keine Chance. Heute hat mir eine Freundin von ihrem vergeblichen Versuch erzählt, einen Teilzeitjob in ihrer Branche zu finden. Noch ist sie in Elternzeit, aber ihr alter Arbeitgeber hat ihr schon klar gemacht, dass sie mit 25 Stunden in Teilzeit nicht einsteigen kann. Also schaut sie sich um nach einem neuen Arbeitsplatz in Teilzeit – und das ist alles andere als erbaulich.

Theorie und Praxis klaffen hier gewaltig auseinander. Wie so oft.

Der Anspruch auf Teilzeit bleibt oftmals Theorie

Sie ist da kein Einzelfall. Immer wieder höre ich in meinem Bekanntenkreis von den Schwierigkeiten, den Arbeitgeber von Teilzeitarbeit zu überzeugen. 30 Stunden – darauf gehen einige noch ein. Aber bei 25 Stunden wird es schwer. Aber ein einjähriges Kind gleich 35 Stunden in die Betreuung zu geben (und das resultiert aus einem 30-Stunden-Job) ist nicht jedermanns Sache. Meine auch nicht. Aber 25-Stunden-Teilzeit-Kräfte scheinen für viele Chefs keine vollwertigen Mitarbeiter zu sein. Da ist die eine junge Mutter, die zwar ihre 20-Stunden-Stelle bekam, aber dafür nicht mehr in ihrer alten Abteilung sondern abgeschoben in einem traurigen Ein-Mann-Büro mit einer eher stupiden Sachbearbeiteraufgabe. Dafür studiert zu haben – ist nicht nötig. Ist das der Lohn für Teilzeitarbeit?! Der Anspruch auf Teilzeit hört sich da an wie blanker Hohn.

Einer anderen Bekannten wurde ein Teilzeitjob in einer anderen Filiale angeboten als die, in der sie bisher tätig war. Gleiche Tätigkeit, gleiches Unternehmen. Aber 80 Kilometer entfernt. Nicht machbar, also hat sie gekündigt.

Teilzeitkräfte sind keine vollwertigen Arbeitskräfte?

Wieder eine andere Mutter kann auch Teilzeit arbeiten. Allerdings muss sie ihre 24 Stunden auf drei Tage aufteilen und darf dafür zwei Tage ganz frei nehmen. Sie hat zugesagt, mangels Alternativen. Allerdings holt nun die Oma das Kind aus der Krippe ab, denn einen Ganztagesplatz mit mehr als acht Stunden Betreuung am Tag wollte sie nicht für ihren einjährigen Sohn. Der Preis für Teilzeit?

Wenn man sich gar ganz neu nach einem anderen Job als beim alten Arbeitgeber umsieht, scheint es noch schwieriger zu werden. Teilzeit? Mutter von kleinen Kindern? Die Begeisterungsstürme der Chefs bleiben aus.

Und wer Glück hat und nach der Elternzeit Teilzeit arbeiten darf, sollte sich nicht zu früh freuen: Ich weiß von allein drei Fällen ,wo es nicht so einfach war, den Chef nach einigen Jahren zu überzeugen, dass man wieder Vollzeit arbeiten möchte. Um mehr Geld zu verdienen. Und das Rentenpolster etwas zu unterfüttern.

Bei vielen Arbeitgebern haben Mütter ein schlechtes Image

Anspruch auf Teilzeit schön und gut. In der Umsetzung des Anspruchs auf Teilzeit hapert es. Das liegt nicht nur daran, dass Betriebe zu faul sind, die Abläufe so zu koordinieren, dass alles passt. Sondern auch daran, dass das Image von Müttern in Teilzeit nicht eben gut ist. Dass es viel zu viele Vorurteile gibt: Die ist doch dauernd krank. Und wenn nicht de Mama, dann sind die Kinder krank. Und wenn die Mutter  arbeitet, ist sie in Gedanken nur bei den Kindern und beim Planen des nächsten Geburtstags. Die ist doch nach der Mamapause total raus. Die ist doch nicht belastbar, total übermüdet und mit Überstunden kann man auch nicht rechnen. Jaja. Tausendmal gehört. All diese Vorurteile gegenüber Müttern und Teilzeitarbeit!

Dabei gibt es kaum effizientere Arbeitnehmer als Teilzeitarbeitende Mütter!

Mütter sind stresserprobte Organisationstalente

Ich sage das in voller Überzeugung – und aus eigener Erfahrung als Mutter. Seit der Geburt meines Großen arbeite ich 5 Stunden am Tag. Und ich schaffe in Teilzeit so viel wie früher in 9-10 Stunden. Wie ich das schaffe? Ich bin konzentrierter. Besser organisiert. Ich arbeite – und zwar so richtig. Kein überflüssiges Surfen im Internet. Kein Abschweifen, kein Kaffee zu viel, kein nebenher Aufräumen oder was man sonst noch so macht, um nicht mit der ersten Zeile zu beginnen. Stattdessen einfach arbeiten. Um viertel nach zwei muss die Arbeit getan sein, da gibt es kein Pardon. Und mit der Deadline im Kopf klappt es gleich viel besser. Denn ich gehöre zu der Spezies: Mit Druck kann ich besser arbeiten.

Und von wegen ,die ist in Gedanken nur bei ihren Kindern – wenn ich arbeite, dann arbeite ich. Und kann mich dann am Nachmittag ganz auf die Kinder einlassen.

Wieso Teilzeit für mich das perfekte Arbeitszeitmodell ist

Für mich ist Teilzeit perfekt: Man hat Zeit für seinen Beruf und am Nachmittag für die Kinder. Man kann sich jeweils auf das eine konzentrieren. Der Spagat wird so nicht allzu weit, auch Ungelenkige können ihn schaffen. Ich weiß, ich bin in einer Luxussituation, denn nicht jeder kann sich das aussuchen. Leider.

Der Luxus sollte Alltag sein.

Wir arbeiten doch unser ganzes Leben und wir arbeiten viel zu viel!

Und, liebe Chefs: Wer es schafft, einen Haushalt mit kleinen Kindern zu organisieren, wer gleichzeitig vorlesen, mit der anderen Hand Zwiebeln schneiden, nebenher mal eine Rotznase putzen und das Baby daran hindern kann, den Backofen zu öffnen – der ist ein Organisationstalent. Wir Mütter schaffen es dabei auch noch, das Telefon unters Ohr zu klemmen und einen Kinderarzttermin zu vereinbaren, den tatsächlich zu merken und erst aufzuschreiben, wenn die Kleinen Stunden später im Bett liegen. Das macht uns so schnell keiner nach! Was ist dagegen schon so ein stinknormaler Bürotag?! Na also. Dann stellt uns Mütter doch bitte auch in Teilzeit ein.

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13 Kommentare zu “Teilzeit: Anspruch und Realität. Dabei gibt es kaum Effizienteres als Teilzeitmuttis!

  1. Pingback: Wieso müssen sich Mütter ständig rechtfertigen? (ungebetene Ratschläge II) | Eine ganz normale Mama

  2. Du bringst es ganz gut auf den Punkt. Ich habe das Glück, dass Teilzeit in meinem Bereich kein Problem ist. Ich kann es so aufteilen wie ich möchte und mache drei ganze Tage, davon einen Tag Homeoffice. Allerdings ist es schon so, dass man nach einem Jahr so ziemlich bei null wieder anfängt….meine Kompetenzen, mein Standing – all das, was ich mir über Jahre aufgebaut habe, muss ich mir nun zurück erarbeiten. Das hatte ich so nicht erwartet, aber zumindest habe ich Chefs, die mir eine Chance geben und flexibel sind. Dennoch ist es generell in Deutschland noch ein ganz ganz weiter weg und ich sehe auch keine Besserung in den nächsten Jahren. Und warum man Teilzeit keine Führungsposition haben kann, ist mir schleierhaft, denn wir Muddis wuppen in weniger Stunden oft mehr, als unsere männlichen Kollegen😬

  3. Pingback: Eingewöhnung bei der Tagesmutter: Mein Kleiner ist groß! (und ja, Kinder werden so schnell groß…) | Eine ganz normale Mama

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