Früher, da ging man mal eben schnell noch mal in den Supermarkt. Oder zum Bäcker. Schuhe an, Jacke, Portemonnaie und los. Heute, da ist es jedes Mal, als ob man auf eine Weltreise geht. Schuhe an, Jacke, Handtasche um. Soweit so gut. Aber dann kommen da ja noch zwei Persönchen, die auch mitkommen. Und auch Schuhe, Jacke, Mütze brauchen. Bis man heute mal loskommt, dauert es. Es ist ein Phänomen, wie lange. Ich hätte es mir vorher kaum träumen lassen. Und es ist total egal, wie rechtzeitig man sich fertig macht. Man kommt mit Kindern immer auf den letzten Drücker.
Immer diese Trödelei!
Mit Kindern ist man grundsätzlich unpünktlich
Es ist egal, wann morgens der Wecker klingelt – wir kommen immer auf die letzte Minute in den Kindergarten. Egal, ob um 6.30 Uhr oder um 7 Uhr. Es ist viertel nach Acht, wenn wir aus dem Haus gehen. Ich weiß nicht, wo diese halbe Stunde bleibt. Sie wird einfach weggetrödelt. Man kommt mit Kindern grundsätzlich zu spät. Oder zumindest fast zu spät.
Ich ja bereits über das Thema Entschleunigung leicht gemacht mit Dreijährige geschrieben (hier nachzulesen). Und darüber, wie das ständige „Ich mach‘ das“ das gewohnte Tempo aufhalten kann (hier nachzulesen). Entschleunigung gibt es bei uns immer noch, aber die Freude am Selbermachen hat nachgelassen. Denn der Große (dreieinhalb) hat viel zu viel zu erledigen, um sich selbst die Schuhe anzuziehen. Da muss noch erst gegessen werden. Dann fällt ihm ein, er wollte noch ein Glas Milch trinken. Dann entdeckt er unter dem Esszimmertisch noch ein Pixiebuch, das er noch durchblättern muss. Eigentlich soll ich es dann vorlesen, aber das kann ich immerhin abwenden.
Weiter auf dem Weg vom Esszimmer zur Haustür: Da ist noch ein Spielzeugauto, was weggeschoben wird. Dann wird die Socke, die endlich über den Fuß gezogen war, wieder ausgezogen. Dann wird noch schnell der kleine Bruder geärgert, den ich versuche anzuziehen. Seit der mobil ist, wehrt er sich vehement gegen alles, was mit Jacke, Pulli, Windel oder Socken zu tun hat.
Jeden Morgen dasselbe Theater: Die Trödelei nervt!
Während ich also das Baby fertig mache und dabei schon gewaltig ins Schwitzen gerate, hat der Große noch nicht einmal den Schlafanzug ausgezogen. Es kommt ihm immer etwas dazwischen. Der Kindergartenrucksack, der noch mal auf und zu gemacht wird. Das Kuscheltier, das ausgetauscht wird. Der Bruder, den er noch mal schnell in die Wange kneifen muss. Es ist halt viel zu tun!
Baby und ich sind fertig. Baby sitzt angeschnallt im Kinderwagen. Und der Große? Hat immerhin die Socken an.
Immer diese Trödelei! Es macht mich wahnsinnig!
Es ist soviel zu erledigen. Ich habe viel Fantasie, aber sie reicht nicht dafür aus, sich vorzustellen, wie sehr Dreijährige trödeln können. Es ist eben nicht getan, einfach mal schnell die Schuhe anzuziehen und fix zum Bäcker zu gehen. Es klappt nicht. Diese Zeiten sind vorbei. Bis wir alle mal fertig sind, jeder seine Schuhe anhat – RICHTIG rum anhat, jeder Reißverschluss hochgezogen ist und alle Mützen aufgesetzt sind, vergehen Minuten, Viertelstunden, mindestens.
Auch Kinder müssen lernen, dass es Termine gibt
Ich weiß nicht, wo die Zeit eigentlich bleibt. Wieso immer so getrödelt wird. Es kommt eines zum anderen. Einerseits ist es ja beneidenswert, dass Kinder kein wirkliches Zeitgefühl haben. Dass sie noch nicht wissen, was Pünktlichkeit bedeutet. Dass man sich manchmal hetzen muss. Aber andererseits ist so halt einfach unsere Gesellschaft. Unser Leben. Es gibt nun mal Termine, die man einhalten muss. Auch als Kind. Es ist nicht nett, andere auf einen warten zu lassen.
Leider ist es so. Und es ist auch so, dass ich nicht immer Lust habe, in den Tag hineinzutrödeln. Auch ich möchte mal einfach nur schnell zum Bäcker um die Ecke gehen. Ich möchte auch mal morgens aus dem Haus ohne zu meckern und mein Kind anzutreiben, weil im Kindergarten das Frühstück serviert wird. Es bringt mir keinen Spaß, meinem Kind irgendwann entnervt die Schuhe wieder auszuziehen, richtig rum anzuziehen und ihn auf die Füße zu heben (weil er grad nicht aufstehen will, noch auf dem Fußboden ein bisschen Sand vom Spielplatz entdeckt hat, den er herumschiebt). Aber es geht nun mal manchmal nicht anders. Habe ich schon erwähnt, dass es einen wahnsinnig machen kann?!
Ich rede hier nur von dem kurzen Gang zum Bäcker. Noch schlimmer ist es, wenn man mal wirklich einen Ausflug machen will. An den Strand. Oder auch nur auf den Spielplatz. Oder zum Kinderturnen. Denn dann muss an alles gedacht werden: Ersatzwindel für das Baby. Feuchttücher. Trinkbecher für das Baby. Trinkflasche für den Großen. Wahlweise Obstbrei oder Mittagsbrei für das Baby. Löffel. Taschentücher für die Schniefnasen. An was man halt so denken muss, wenn man mal eine Stunde auf den Spieli will.
Wenn ich dann tatsächlich mal ohne Kinder unterwegs bin, denke ich die ganze Zeit, ich hätte etwas vergessen… denn es kann doch nicht sein, dass ich schon so schnell aus dem Haus bin!
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Dieser Beitrag könnte von mir stammen! So gleich läuft es bei uns ab. Sogar die gleichen Uhrzeiten haben wir :-). Und ich frage mich auch, wo die halbe Stunde hingekommen ist, wenn wir mal früher aufgestand sind – wie du…
Falls du mal ein Allheilmittel zu dieser Problematik findest, lass es mich bitte wissen :-)
LG
Petra
Das bringt mich zum Lachen … =:o) Sorry
Bei uns ist es genauso. Schlimmer ist es noch, wenn der Große sich verweigert, weil er keine Lust hat. Dann schmeißt er sich auf den Boden, windet sich, läuft weg und zieht sich wieder aus. Da reagiert er auch nicht auf flehen, schimpfen, bestehen, meckern, schreien oder drohen.
Mein kleiner kann seit einiger Zeit Laufen. Da hat es sich er Große zur Gewohnheit gemacht, jedesmal denn kleinen umzuschmeißen, wenn er an ihm vorbei läuft. Wenn der Kleine sieht, dass der Große angerannt kommt … duckt er sich und kneift die Augen zusammen.
In dem Moment, in dem man mitten in so einer Situation steckt, die du beschrieben hast – und wenn es zudem auch mal richtig zackig gehen muss, dann ist dies alles andere als lustig. Aber hier, beim Lesen deines Artikels, muss ich zugeben: Ich habe schön gelacht, ich hab uns gesehen – die Mama kurz vorm Abdrehen, die Kinder noch was nicht aufschiebbares erledigendes. So gehts bestimmt vielen und due hast uns aus dem Herzen geschrieben. Und eine Frage bleibt uns allen: Bekommt man solche Situationen überhaupt irgendwie besser in den Griff? LG Maja
Ich glaube, diese Situationen sind nicht in den Griff zu bekommen. Man muss sie wahrscheinlich einfach akzeptieren. So wie man die Trotzanfälle der Dreijährigen akzeptieren muss. Humor ist da wohl der beste Weg. Die Wut einfach weglachen. Wobei ich manchmal einfach nicht mehr kann. Da reicht es nicht mehr zum Humorhaben. Es kann halt schon einfach sehr schlauchen. Aber da muss man wohl durch…