Mommy Wars: Wieso machen wir Mamas es uns gegenseitig so schwer?

Das Wort Mommywars hatte ich vor der ersten Schwangerschaft noch nie gehört.

Doch kaum hat man den positiven Schwangerschaftstest in der Hand geht es los: Man betritt eine Welt voller Extreme. Extremer Meinungen. Es scheint nur schwarz oder weiß zu geben. Links und rechts. Oben und unten. Hausgeburt? Oder Wunschkaiserschnitt natürlich in Klinik mit angeschlossenem Perinatalzentrum? Für die einen ist schon eine PDA Teufelszeug. Für die anderen eine Wassergeburt Hippie-Firlefanz.

Mamas sind Besserwisser.

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Es ist doch mein Leben, es ist meine Familie, es sind meine Kinder: Was soll das mit den Mommywars?

Ist das Baby da, geht es erst so richtig los. Stoffwindeln oder Pampers? Da treffen Pekipanhänger auf kettenrauchende Mamis, da laufen Mamas mit Kik-Taschen voller Comicfiguren-tragender Kinderklamotten an Finkid-Schneeanzug-kaufender Muttis vorbei, da schicken die einen ihre Kinder erst zum Musikunterricht, dann zum Englisch und später noch zum Tanzen während die anderen ihre Kinder einfach mal machen lassen – alles, solange sie nicht beim Fernsehgucken stören.

Supermütter, Rabenmütter, Ökomütter: Mommy Wars sind anstrengend

Jede Mama weiß es besser. Da werden die Babys auf dem Spielplatz mit selbstgemachten Bio-Brei gefüttert während die anderen munter in die Chipstüte greifen. Impfgegnerinnen streiten sich in der Sandkiste nebenan mit Impfbefürworterinnen während die Kinder sich die Schaufeln um die Ohren hauen. Ach und das Thema Stillen! Die einen stillen nach sechs Wochen ab – die anderen stillen mal gleich drei Jahre lang. Und dann sind da die, die gleich vier Kinder haben und die, die ihr Einzelkind nach Strich und Pfaden verwöhnen und fördern, was das Zeug hält. Ja – es gibt die Extreme. Und was ist mit denen, die einfach nur irgendwo dazwischen sind?! Manchmal hat man ja das Gefühl, die gibt es gar nicht, weil sich die Extreme so lautstark zu Wort melden.

Wenn man in dieser Mamawelt angekommen ist, trifft man auf Anhängerinnen verschiedener Ideologien, auf Extreme in beide Richtungen. Vor allem auf verdammt viele Supermuttis, die alles besser wissen. Und so von ihrer Meinung überzeugt sind, dass andere Ansichten nicht akzeptierbar sind. Gar nicht erst gehört werden. Ideologien werden vehement verteidigt, als gelte es Kriege zu gewinnen. Von den Wettbewerben, die Mütter auf dem Rücken der Kinder austragen hatte ich ja hier bereits geschrieben.

Mommy Wars: Mütter wissen immer alles besser

Aber wir machen es uns ja noch schwerer. Teilen uns in Fronten auf – die militärische Sprache ist mit Absicht gewählt – akzeptieren keine anderen Meinungen, wissen alles besser. Wie beim ewigen Streitthema: Wie lange mache ich Mama-Pause? Wann will ich wieder arbeiten? Wann soll mein Kind in die Betreuung? Hier fliegen regelmäßig die Fetzen. Rabenmutti! Übermama! Zwei schier unversöhnbare Positionen. Und das in allen möglichen, auch total privaten, Belangen. Mommywars sind unglaublich nervig.

Wie kann die nur?!

So beginnen die Gespräche. Und schon geht es los. Wie die Hühner. Gack. Gack. Gack.

Wieso fällt es so schwer, ein anderes Lebensmodell zu akzeptieren? Wieso zerfleischen wir uns? Und machen uns das Leben schwer mit diesen Mommywars? Wieso trifft man auf so viele Extrem-Mamas? Wo sind die normalen? Natürlich gibt es sie. Ich kenne viele. Und bin mit vielen von ihnen befreundet. Aber ich kenne noch viel mehr Mama-Extremistinnen. Und ich kenne die Gespräche. Im Kindergarten, auf dem Spielplatz, im Wartezimmer beim Kinderarzt.

Wieso mutieren vorher normale Frauen auf einmal mit dem positiven Schwangerschaftstest zu Mama-Extremistinnen? Ist das genetisch bedingt?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass das nicht sein muss mit diesen Mommywars. Anstatt uns gegenseitig zu bekritteln, misstrauisch zu beobachten und ständig (ungefragt) unsere Meinung kundzutun, sollten wir einfach zusammen halten. Zuhören. Die andere akzeptieren. Wir haben doch so viel gemeinsam. Die Sorge um die Kinder, wenn sie ihren ersten Schnupfen haben. Die ersten Tränen bei der Kindergarteneingewöhnung, die unser Mamaherz zum Bluten bringen. Die Liebe zu unserem Baby, wenn es uns zum ersten Mal anlächelt.

Wir Mütter sollten uns mehr gegenseitig unterstützen

Ich bin dafür, dass wir alle ein wenig toleranter werden. Auch mal den Standpunkt der anderen versuchen zu verstehen. Nicht strikt irgendwelche Ideologien verfolgen – stellt Euch vor, man kann sie auch mischen! Man kann Pekip gut finden, aber Impfen auch. Man kann ein Jahr lang stillen und Biobrei füttern  – aber gleichzeitig auch mal pragmatisch ein Gläschen öffnen. Man kann zur musikalischen Früherziehung gehen aber trotzdem den lieben Kleinen auch mal einen Ernie-und-Bert-Clip bei Youtube zeigen. Meine Kinder sind durchgeimpft, aber ich habe sie sehr lange gestillt, sehr sehr lange. Meine Kinder dürfen ab und an Youtube schauen, aber ich kaufe Bio und Windeln vom Discounter. Mal ganz ehrlich: Es ist doch unsere Privatsache! Wieso müssen so viele Mütter mit ihrer Meinung missionieren gehen? Ist mir unbegreiflich.

Zusammenhalten statt gegeneinander angehen. Uns Mamas wird es doch schon von Außen schwer genug gemacht (kindergeschreigeplagte meckernde Omas, Treppenstufen in den Ämternund öffentlichen Gebäuden, Fahrstühle, in die der Kinderwagen nicht passt, Chefs, die dem Wunsch nach Teilzeit mit einer Kündigung begegnen, und so weiter, und so weiter) – da müssen wir es uns doch nicht noch schwerer machen!

Mommywars braucht kein Mensch!

11 Kommentare zu “Mommy Wars: Wieso machen wir Mamas es uns gegenseitig so schwer?

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